Heinz Rudolf Kunze in Concert

Macht Halt in ... Tour 2001

 

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Nur so tun als ob?

Nein, Kunze geht aufs Ganze. Ein Konzertbericht.

Heinz Rudolf Kunze beim GitarrensoloDie "Zeche" in Bochum. Es ist heiß, es ist eng, gespannte Erwartung liegt in der Luft. Bis kurz vor acht bietet das "HRK-Radio" gute Unterhaltung aus dem Hintergrund, dann endlich betreten Heinz Rudolf Kunze und Verstärkung die Bühne. Druckvoll und intensiv eröffnen Kunze und verstaerkung ihr neues Live-Programm: Fühlst Du das, der erste Song des aktuellen Albums, bildet auch den Opener der Tournee. Mit einer ebenso ausgedehnten wie ausgereiften Live-Version zieht Kunze das Publikum von Anfang an auf seine Seite. Programmatisch folgt mit Halt der Titelsong von Tour und CD. Die verstaerkung rockt, die Halle tobt.

Mutig schlägt der Rock-Poet jetzt schon ruhigere Töne an und bietet im Anschluß den biographischen Blues aus dem Jahre 1991 Brille. Das Publikum dankt es ihm und singt textsicher all die langen Strophen mit. Doch der Mann mit der Brille ist älter geworden. Davon erzählt Jesus Tomahawk. Gedanken eines ratlosen Indianers. Musikalisch ist dies einer der Höhepunkte des Abends: Gitarrenrock, wie man ihn in Deutschland kaum noch hört.

Wer bisher Zweifel hatte, spürt spätestens jetzt: Dies wird ein grandioses Konzert.

Heinz Rudolf Kunze am Klavier

Dazu tragen nicht zuletzt die wunderbaren Balladen bei, die Kunze am Flügel intoniert (Stein und Wo warn wir stehngeblieben). Besonders eindrücklich: Bei Abschied muß man üben schleicht sich die verstaerkung am Ende des Songs gefühlvoll ein und verhilft diesem berührenden Titel noch zu einem musikalischen Abschluß, bei dem man wieder durchatmen kann.

Heiner Lürig beim Gitarrensolo mit Matthias UlmerÜberhaupt stimmt die Dramaturgie des Abends: Bewegend etwa ein gleichsam "akustisches" Set in der Mitte des Konzerts mit Finderlohn, Der Abend vor dem Morgen danach und der aktuellen Single Pegasus. Und immer zur rechten Zeit lassen Kunze und verstaerkung es richtig krachen: Talk Show Schmutz, Ich will es wissen oder Ich steh dir bei bieten lauten, guten Rock'n'Roll, der einfach Spaß macht und in die Beine geht. Mit den beiden zuletzt genannten Titeln weist Kunze ganz nebenbei auf zwei Alben hin, die bei manchen vielleicht schon in Vergessenheit geraten sind (alter ego und Richter-Skala). Wer seit zwanzig Jahren im Geschäft ist, kann eben aus dem vollen schöpfen.

Die Verstärkung zeigt sich bei all dem in Höchstform. Heiner Lürig an den Gitarren steckt voller Spielleidenschaft und beeindruckt nicht nur bei Stirnenfuß mit atemberaubenden Soli. Matthias Ulmer an den Keyboards hat wieder alle Hände voll zu tun. Er verleiht den Balladen besonderen Glanz und darf bei den Rock-Nummern voll in die Tasten greifen.Heinz Rudolf Kunze, Raoul Walton und CC Behrens Raoul Walton – der schwarze Mann diesmal ganz in weiß – spielt einen druckvollen Baß und zeigt etwa bei der Mörderballade wirklich, was er kann. CC Behrens an den Drums sorgt schließlich mal zurückhaltend, mal energisch für Begleitung oder Beat. Dabei ist kaum zu übersehen, mit wieviel Spaß er bei der Sache ist. Und sogar Kunze selbst steht zweimal als Solo-Gitarrist im Rampenlicht. Nichts ist unmöglich.

Wie immer gehören auch bei dieser Tournee ein paar eingestreute Sprechtexte mit zum Programm. Sie lassen zugleich schmunzeln und erschrecken – und sind aus einem Kunze-Auftritt nicht wegzudenken.

Ansonsten jedoch ist kaum etwas wie immer an diesem Abend: Aus dem Set der Korrektour und der letzten Festivals sind ganze vier Titel geblieben, darunter Meine eigenen Wege und Aller Herren Länder. Auf die Klassiker Finden Sie Mabel und Dein ist mein ganzes Herz verzichtet Kunze. Dafür erinnern Ganz nah dran und Nachts um halbdrei an HRK in den Achzigern.

Heinz Rudolf Kunze und Verstärkung

Nach einer Stunde und 45 Minuten verabschiedet sich Kunze mit der Mörderballade. In einem kurzen Break teilt er lapidar mit: "Danke, das war's" – um dann noch einmal in den Refrain einzustimmen: "schade, echt schade...". Findet das Publikum auch. Und so kehrt die verstaerkung noch dreimal zurück auf die Bühne. Als Kunze dann noch am Flügel mit der Romanze schließt, ist es doch halb elf geworden. Erfüllt und schweißgebadet gehen die Fans in einen lauen Frühlingsabend.

Titus Reinmuth, Mai 2001

Sämtliche Bild- und Tondokumente dürfen ohne Genehmigung weder gesendet noch in irgend einer anderen Form publiziert oder veröffentlicht werden!

Sämtliche Fotos wurden von Gerald Erdmann am 30. April 2001 in Meschede aufgenommen.
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