Eine ruhige Kugel
Ich werde immer noch um fünf Uhr dreißig wach.
Ich steh am Schlafzimmerfenster und stiere hinaus
in das morgengraue Arschloch der Nacht.
Jetzt kommen Erwin und die andern von der Schicht.
Ich steh vorm Badezimmerspiegel und spritz dem Fremden
kaltes Wasser ins Gesicht.
Um sieben müssen dann die Kinder los zum Bus.
Und jeder Blick, wenn sie mich anschaun, fragt,
warum man lernen muß.
Wenn ich ganz ehrlich bin, ich weiß es selber nicht.
Nicht für die Schule, nicht fürs Leben.
Sie werden dastehn so wie ich.
Die andern sagen: Du schiebst 'ne ruhige Kugel!
Mensch, hast du's gut!
Pack die Gelegenheit beim Schopf!
Ich grinse schief,
ich ball die Faust,
ich seh zu Boden.
Und irgendwann schieß ich mir
diese ruhige Kugel durch den Kopf.
Was meine Frau betrifft, die hat sich erst gefreut.
Sie hat gedacht, jetzt hat er immerhin
viel öfter für mich Zeit.
Ich schau auf ihre rauhen Hände Tag für Tag.
Und jede Stunde wird mir klarer, daß ich sie
eigentlich nicht mag.
Die andern sagen: Du schiebst 'ne ruhige Kugel!
Mensch, hast du's gut!
Pack die Gelegenheit beim Schopf!
Ich grinse schief,
ich ball die Faust,
ich seh zu Boden.
Und irgendwann schieß ich mir
diese ruhige Kugel durch den Kopf.