Akrobat
Die Stunde vor acht:
So lang wie die Nacht.
Dann auf zu den uralten Taten.
Und einer im Saal
wird dich jedesmal
verachten, verleugnen, verraten.
Die Lichter gehn an,
ein einsamer Mann
jongliert mit tausend Blicken.
Sie werden's nie lernen:
Dein Griff nach den Sternen
ist ein Griff nach Trapezen und Stricken.
Akrobat, du machst ihnen Spaß,
den Clowns mit dem gräßlichen Lachen.
Akrobat, gefundener Fraß,
sie gaffen mit offenem Rachen.
Akrobat, du Topsensation,
die Angst kommt in gierigen Wellen.
Akrobat, sie sehen dich schon
im Sand der Arena zerschellen.
Der Abend verlischt,
der Beifall verwischt
die Verbeugung, den Schweiß und die Tränen.
Die Löwen vergessen
den Käfig beim Fressen
und schütteln den Mond aus den Mähnen.
Die Show geht viel weiter,
als der Kunde begreift,
dein Kopf ist ein flüsterndes Zimmer.
Ein müder Vampir,
der sich Schminke abschleift,
und die Sonne macht alles noch schlimmer
Akrobat, du hast sie gesehn,
die Gaukler und Seelenverkäufer.
Akrobat, du kannst sie verstehn,
die heimlichen Sünder und Säufer.
Akrobat, hoch oben im Zelt,
hast immer dein Bestes gegeben.
Akrobat, was kostet die Welt?
Du zahlst mit dem letzten Schluck Leben.
Sie brauchen dich sehr,
der Mensch wird am liebsten belogen.
Du brauchst sie nicht mehr.
Du hast dich beim Salto verflogen.