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1999

Heinz Rudolf Kunze, der Rockpoet aus Osnabrück, gastiert am Sonntag den 25. April in der Germeringer Stadthalle. Kunze befindet sich derzeit auf seiner Korrektour genannten Tournee.

Kunze: "Ich bin John Lennon"

Der Rockpoet tritt in der Germeringer Stadthalle auf

"Die Band bläst ganz gut" jubelt Rockpoet Heinz Rudolf Kunze. Der Auftakt seiner Korrektour ist gemacht, alles lief bisher "optimal". Doch nach den "Heimspielen" im Norden und Westen Deutschlands erwartet den 43-jährigen Wahl-Hannoveraner und seine Band erst am Sonntag die wahre Nagelprobe: Dann gastiert HRK in der Germeringer Stadthalle. Und er sagt selbst: "Mein Problem heißt München."

Nicht, daß es ihm an der Isar nicht gefiele, im Gegenteil: "Ich liebe München. Nur leider wird das nicht so richtig erwidert." sagt er im Gespräch mit unserer Zeitung. Im Süden kämen zwar genauso treue und "kenntnisreiche Zuhörer" zu seinen Konzerten, aber einfach viel weniger als anderswo – eine Herausforderung, die er jedoch immer wieder gerne annimmt: "Wir lassen den Süden deshalb nicht aus. Wir kommen trotzdem in die Höhle des Löwen."

Kunze kommt. Kunze macht Musik, und er wird – wie das bei ihm schon gute Tradition hat – auch wieder Sprechtexte zum Besten geben. In Deutschland ist er so ziemlich der einzige seiner "Klasse", der sich das traut. International, sagt er, gebe es dagegen einige Künstler, die mit dem gesprochenen, ungereimten Wort Musik machten. "Das hat mich sehr ermutigt, daß ich damit nicht alleine stehe. Und es reizt mich auch, das fortzuführen."

Seine Fans lieben die besinnlichen, lyrischen Momente, während der ansonsten erstaunlich rockigen Kunze-Konzerte. Einen Vorgeschmack auf das, was die Zuhörer am Sonntagabend erwartet, bietet die aktuelle CD Korrekt mit dem skurrilen dreiteiligen Sprechtext Der trojanische Pferdedieb, den Kunzes Bassist und Keyboarder Raoul Walton (aus München!) kunstvoll vertont hat und der im Programm ist.

Kunzes Gitarrist und Produzent Heiner Lürig ist mehr für den geradlinigen Mainstream-Sound verantwortlich, der Kunze ebenso ausmacht und dem er letztlich seinen kommerziellen Erfolg verdankt. In den gut 15 Jahren, die er nun mit Lürig zusammenarbeitet, hat sich HRK damit abgefunden, daß er, um erfolgreich zu sein, nicht immer nur gnadenlos avantgardistisch sein kann. Ihren Charakterunterschied faßt Kunze auf die ihm eigene Art mit einem bewußt hochtrabenden Vergleich zusammen: "Er ist eben McCartney. Ich bin John Lennon."

Mehr Kompromisse freilich geht HRK nicht ein. Die Hits, bei denen es für die Fans kein Halten mehr gibt, sind trotzdem Kunze-Hits, und die verspricht er auch für das Konzert in Germering. Mal leise und andächtig, dann wieder fetzig und knallig: So wünschen sich das seine Fans und er.

Wolfram Porr, Münchner Merkur, 22. April 1999

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