Zu früh für den Regen
In meinem Rücken die Wüste
vor meiner Stirn ist das Meer
senkrecht darüber die Sonne
stahlblau der Himmel und leer
Weiß ist die Stadt und verschlafen
alles ist langsam und still
traurig versteckt sich der Hafen
weil keiner ankommen will
Weggehen wollten schon viele
aber wozu und wohin
ab und zu frage auch ich mich
wie lange ich hier schon bin
Der Staub weht durch die Straßen
trifft alle gleichermaßen
es ist zu früh für den Regen
noch viel zu früh für den Regen
Einige hat es gegeben
die sind in den Nächten verschwunden
jedesmal wurden (und gar nicht weit weg)
im Sand ihre Knochen gefunden
Ich bin Allgemeinmediziner
die Kranken sie haben mich gern
die Sprechstunden halte ich nachts ab
und jeder bekommt einen Stern
Den zeige ich ihm und erkläre
daß er seinen Vornamen trägt
die Kranken sie dürfen mich beißen
nur mag ich nicht wenn man mich schlägt
Der Staub sitzt in den Augen
auf daß sie nicht viel taugen
es ist zu früh für den Regen
noch viel zu früh für den Regen
Gegen Mittag besuche ich täglich
eine spöttische rotblonde Frau
ich liebe sie und sie bestiehlt mich
das weiß ich hinreichend genau
Jeden Sonntag besuch ich die Beichte
dabei bin ich auf alles gefaßt
und der Priester gesteht mir zum tausendsten Mal
wie sehr er die Belgier haßt
Als Arzt kann mich sowas nicht schrecken
ich merk alles was man mir verhehlt
das gehört unabdingbar zu meinem Beruf
sonst hätte ich ihn wohl verfehlt
Der Staub dreht Pirhouetten
und rasselt wie mit Ketten
es ist zu früh für den Regen
noch viel zu früh für den Regen
es ist zu früh für den Regen
noch viel zu früh für den Regen
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