Cover des Albums "Räuberzivil"

2009

Text Heinz Rudolf Kunze
Musik Heinz Rudolf Kunze
Verlag Weltverbesserer Musikverlag

 

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Was haben wir angerichtet

Der müde Minister an der Bar vom Bordell
kommt langsam zur Sache denn er kommt nicht mehr schnell
er haucht beim Gin Tonic ins Ohr vom Bankier:
"Wie lange ich schon die Welt nicht versteh
wir sollten uns nicht die Einsicht ersparen
das meiste war Mist seit den Sechziger Jahren
da haben wir nun jede Freiheit erstritten
die Zucht und die Ordnung in die Scheiße geritten
und seien wir ehrlich was hat es gebracht
uns krümmen die Angst und der Ekel bei Nacht
verbittert verlassen so hocken wir hier
und zahlen gern einhundert Euro fürs Bier
alles um ja nicht nachhause zu gehn
und das Grauen in unseren Spiegeln zu sehn

Was haben wir angerichtet
wie konnte es so weit kommen
was haben wir alles vernichtet
was hat man uns alles genommen"

Der katholische Priester aus dem heutigen Polen
mit dem Faible für evangelische Fohlen
hält inbrünstig Zwiesprache mit seinem Herrn
und seufzt: "Lieber Jesus ich sag es nicht gern
aber wer sich so lange nicht unter uns mischt
dessen Spuren sind irgendwann restlos verwischt
was blieb denn noch übrig vom Glauben an Gott
Esoterik Sozialarbeit Meinungskompott
die Hölle emanzipativ abgeschafft
der Himmel schmort seitdem im eigenen Saft
die Herzen der Menschen gepanzert und leer
das Ende des Tunnels kein Thema mehr
und immer nur Kälte und keinerlei Licht
und du glaubst doch wohl selbst nicht ans Jüngste Gericht

Was haben wir angerichtet
wie konnte es so weit kommen
was haben wir alles vernichtet
was hat man uns alles genommen"

Der Fußballer ahnt es der Talkmoderator
der Würstchenverkäufer der Restaurator
die Reinigungsfachkraft die Schlagerschlampe
der Astronaut auf der Abschußrampe
der General ahnt es beim Völkermorden
es jucken ihn mächtig die Nahkampforden
die Lehrerin ahnts bei der Heimatkunde
es macht in den dunkelsten Ecken die Runde
es breitet sich aus wie ein laufendes Feuer
den Menschen ist nicht mal mehr Atmen geheuer
sie fürchten einander wie sonst nur die Pest
versinken in Drogen und Mord und Inzest
marschieren vereint durch ein glühendes Tor
und heulen und jammern und klagen im Chor:

"Was haben wir angerichtet
wie konnte uns das passieren
die Reihen sind deutlich gelichtet
wohin soll das alles noch führen

Was haben wir angerichtet
wie wurden wir zu Barbaren
wie lange kein Land gesichtet
wie lange im Kreis gefahren

Was haben wir angerichtet
wie schwer sind wir beladen
der Nebel hat sich verdichtet
WIR HÄNGEN AM SEIDENEN FADEN"

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