Nicht einverstanden
Nicht einverstanden mit dem Gang der Dinge,
doch nie sich ihnen in den Weg gestellt.
Seit Jahren unempfänglich für Appelle,
nicht einverstanden mit dem Lauf der Welt.
Die Tage wie gebrochene Akkorde,
die Nächte und ihr selbstvergessner Beat,
ich bin kein Kämpfer, sagt der alte Heizer,
bevor er wieder nach Italien zieht.
Im Radio die kalten Glücksversprechen:
genug jetzt von der Depression gehört!
Ihr Glück klingt wie ein Sittlichkeitsverbrechen,
nur daß das plötzlich keine Sau mehr stört.
Nicht einverstanden, daß jetzt immer öfter
ein Wort wie Krieg auf trockne Lippen kommt.
Macht euch nichts vor, er hat doch längst begonnen,
vielleicht ist das Gehirn schon ausgebombt.
Sie säubern ihre Republik von Bürgern.
Du läßt es zu, denn Deine war es nie.
Und Freiheit heißt: gelitten sein als Zaungast
bei dieser Autopsie von Utopie.
Mit Dir ist wirklich nicht viel anzufangen.
Doch bist Du, wenn's auch keiner glaubt, nicht stolz
auf Deine bodenlose Unversehrtheit –
bist halt aus keinem, auch nicht: andrem, Holz.
Nicht einverstanden mit dem lauen Gleichmut,
der schon die Frage für die Antwort nimmt.
Der Winter liest belustigt die Plakate,
wo draufsteht, daß er kommt, und zwar bestimmt.
Nicht einverstanden mit dem Schmerz der Frauen
und daß Du Dich in ihre Langmut legst.
Doch wer kann, wenn Du gehst, Dir garantieren,
daß Du Dich auf Dich selber zubewegst?
Nicht einverstanden mit der harten Stimme,
mit der man der Bequemlichkeit Dich zeiht.
Als Dissident in tödlich dünnen Lüften
keuchst Du der Erde zu: nur keinen Neid!
Nicht einverstanden mit dem Gang der Dinge,
doch nie sich ihnen in den Weg gestellt.
Das Einzelkind im Wespennest der Wahrheit.
Nicht einverstanden mit dem Lauf der Welt.