Ich bin nicht, was ich spiele
VIOLA:
Ich bin nicht, was ich spiele.
Ich spiele, was ich bin.
Der Täuschungen sind viele.
Zwei Böden hat der Sinn.
OLVIA:
Und ich bin, was ich scheine.
Ein Schein, der niemals trügt.
Er leuchtet, wenn ich weine.
Er lodert, wenn man lügt.
VIOLA:
Ihr also seid Oliva!
Dann leiht mir Eure Ohr.
Ich zimmerte ein Lobgedicht,
und Ihr kommt darin vor.
OLIVA:
Spar dir die schönen Floskeln,
und komm’ sogleich zum Kern.
Gefällt mir, deine Stimme
ist sie auch die des Herrn ...
VIOLA:
Ich bin nicht, was ich spiele,
doch das ist jetzt egal.
Ich bringe dir Gefühle
von einem Mann in Qual.
OLIVA:
Und ich bin, was ich scheine.
Ich gab das Leben hin
für meinen Schmerz alleine,
dem ich versprochen bin.
VIOLA:
Wie irr und unverständlich:
So schön und nur für sich!
Nicht teilen, das ist schändlich,
Madame, Sie dauern mich.
Der Herzog ist von Sinnen,
so betet er Euch an
ein Feuer in ihm drinnen,
das keiner löschen kann.
OLIVA:
Ich habe nicht den Brand gelegt,
nur ohne daß ich’s wüsste.
Ich kann ihm keine Rettung sein,
auch wenn Ihr meint, ich müsste.
Der Herzog ist ein feiner Mann,
tut redlich seine Pflicht.
Doch alles was ich sagen kann:
Ich lieb’ ihn nun mal nicht.
Entrichten Sie ihm Grüße,
er schicke niemand mehr.
Doch Sie! Denn wie er’s aufnimmt,
das bringen Sie mir her.
VIOLA:
Behalten Sie Ihr Trinkgeld,
für so was keinen Lohn.
Sie lassen ihn verschmachten,
voll Grausamkeit und Hohn.
Ich bin nicht, was ich spiele.
Ich spiele, was ich bin.
OLIVA:
Der Täuschungen sind viele.
BEIDE:
Zwei Böden hat der Sinn.
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