Eines Besseren belehrt
Ich glaubte es sei wünschenswert
ein guter Mensch zu werden
doch ich wurde eines Besseren belehrt
Wohin man schaut
die Schlechtigkeit wird überall belohnt
der Gute - hat's den Anschein - lebt verkehrt
Die Augen sind schießschartenschmal
Die Ellbogen gepanzert
Die Nächstenliebe gibt's als Telespiel
Der gute Mensch vom Abendland
geht unerkannt nach Hause
nie wieder bitte aber mit Gefühl
Ich glaubte es sei möglich
mit Beständigkeit zu lieben
Doch ich wurde eines Besseren belehrt
Frau Julia ist durchgebrannt
mit ihrem Tennislehrer
Herr Romeo ist ziemlich kriegsversehrt
Wie schön daß du vorbeikommst
leider kann ich dich nicht bitten
hereinzukommen alles ist vermint
Und aufarbeiten will ich
sowieso nicht dazu bin ich
vom Schützengraben allzu sehr bedient
Ich glaubte es sei wichtig
ohne Unterlaß zu lernen
doch ich wurde eines Besseren belehrt
Die ganze Jugend weiß zuviel
Die Chefetagen zittern
drum wird ihr auch die Zukunft jetzt verwehrt
Gefragt sind nur die ausgelassenen
glücklichen Idioten die Knöpfe drücken
keine Fragen stellen
Die wissen was sie wollen
weil sie wollen was sie sollen
und die dem Guru in den Dünndarm schnellen
Ich glaubte daß es Chancen gibt
den Frieden zu erhalten
doch ich wurde eines Besseren belehrt
Denn angesichts des Grauens
finden alle weite Worte
Die Fernsehdamen lächeln unbeschwert
Die Technokraten denken
ihre nukleare Gleichung
mit vier Milliarden Unbekannten stimmt
Doch wer nach der Endlösung fragt
erblickt ein Menetekel
das ihm den Atem und die Hoffnung nimmt
Ich glaube es ist wünschenswert
ein guter Mensch zu werden
ein leiser Sieger voller Freundlichkeit
Ich glaube es ist möglich
mit Beständigkeit zu lieben
ganz ohne Faselei von Ewigkeit
Ich glaube es ist wichtig
ohne Unterlass zu lernen
damit der Zukunftsvorrat sich vermehrt
Ich glaube daß es Chancen gibt
den Frieden zu erhalten
falls ihr mich keines Schlechteren belehrt
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