Heinz Rudolf Kunze lesend in Hamburg (Foto von Annette Krüger)

Vorschuß statt Lorbeeren-Tour 2003

 

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Jedem Anfang wohne ein Zauber inne

Hautnah Vorschuß, Lorbeeren, Fragen und Antworten

Die Buchhandlung Weiland in Hamburg Altona hat an diesem Abend eingeladen, dem Dichter, Wortverdreher und unbequemen Beobachter zu lauschen. Für viele eine ungewohnte Sache.

So wird HRK zumindest vom langläufigen und beiläufigen Kunzehörer in erster Linie mit Dein ist mein ganzes Herz in Verbindung gebracht, bestenfalls mit einem deutschsprachigen Rock- und Popsänger, der schwer einzuordnen der Liedermacherära folgte.

Dabei haben seine Lesungen schon Tradition, daß siebte Werk mit kunz'scher Lyrik und Kurzprosa liegt vor. Am heutigen 2. September 2003 beginnt Heinz Rudolf Kunze mit einer längeren Lesereise, auf der er sein neuestes im Ch.Links Verlag erschienenes Buch Vorschuß statt Lorbeeren präsentiert. Das aktuelle Werk beinhaltet Texte, welche in den Jahren 2000 bis 2002 entstanden sind, zum Teil bekannt und vertont in den Alben Wasser bis zum Hals steht mir und Rückenwind, zum größten Teil aber für das Musikpublikum unbekannt.

Im ersten Stock der Buchhandlung hat ein gemischtes Publikum aus begeisterten Anhängern seiner Musik und Literaturinteressierten Platz genommen. Der Raum ist gut gefüllt, als HRK den Eingang zur Buchhandlung zunächst suchend, dann aber wie immer pünktlich um 20 Uhr 45 erscheint. Schließlich findet er doch zu seinen erwartungsvollen und neugierigen Zuhören nach wohlwollenden und freundlichen Wegweisungen.

Nach einem herzlichen und warmen Hamburger Empfang deutet er auf seine Gehhilfe. Leicht humpelnd nimmt er Platz, betont, daß er keinesfalls mitleidheischend erscheinen möchte – nur hat es vor kurzer Zeit einen kleinen Bühnenunfall gegeben, ein engagierter Ausfallschritt seines Bassisten habe ihm einen Muskelfaserriß in der Wade beschert. Die Beschreibung dieses Mißgeschicks lockert das Auditorium sofort auf. Dann ist es aber Zeit, die Vorgangsweise für den Abend zu besprechen. Er werde eine gute Stunde lesen, betont er und danach gerne Fragen beantworten, schließlich hat das bei seinen Lesungen bereits Tradition. Gewissenhaft legt HRK die Armbanduhr und Brille ab, und mit Manuskriptmappe und Buch bewaffnet eröffnet er den ersten Teil – die Lesung.

Heinz Rudolf Kunze liest ... in Leipzig (Foto von Gerald Erdmann)Kunze beginnt mit einem Text – einem Neuen – in dem fast alles mit 'Heinz Rudolf Kunze' schließt, auch wenn er letztlich betont, daß sich so gut wie nichts auf diesen seinen Namen reimt. Er nimmt das Buch zur Hand und trägt den ersten Text "Alles toll" vor. Die Texte dieser Lesung lassen auf eine große Sorge über gesellschaftliche Zustände schließen, er selbst muß, wie es auch im ersten Teil seines Buches steht "immer so viel nachdenken", nachdenken mit dem Kopf, der zeitlebens ein Kummerkasten war. Aber die erkennbare Bissigkeit führt zunächst dazu, daß der Zuhörer zu staunen beginnt, ins herzhafte Lachen verfällt und anschließend stumm selbst nachdenkt.

Heinz Rudolf Kunze produziert viel, so liest er auch an diesem Abend nagelneue Texte aus seinem Skripteordner, die nach Redaktionsschluß des Buches entstanden sind. Dabei ist er durchaus spontan und variiert an einem ansonsten eindeutigen Leitfaden.

Ein Besuch von zwei Lesungen dieser Tour lohnt sich. Zwei Tage später in Schwerin war das Programm durchaus verändert, einen Text hat er gar erst gerade im Hotelzimmer fertiggestellt. Man erlebt Heinz Rudolf Kunze gewissermaßen inmitten seines Schaffungsprozesses.

Highlights sind die Musterstücke, die zum Teil auch schon während der beiden letzten Tourneen als sprachliche Bonbons zwischen den Songs glänzten. Sicher wird es im Verlaufe der Lesetour immer wieder spannende Varianten geben.

Fest im Programm bleiben dürften bespielsweise: Pro Stupidita, Reich ins Heim, Kassenschlager, Ein Mann des vorigen Jahrhunderts, Glied, Fallrückzieher und Norwegische Romanze (ein Dialog, von HRK zweistimmig vorgetragen).

Der zweite Teil: Kunze beantwortet Fragen der Zuhörer. Wer immer schon eine Frage an HRK hatte, etwas, das ihm auf den Nägeln brennt, der hat auf dieser Lesetour eine hervorragende Gelegenheit, diese zu stellen. Kunzes Antworten sind ausführlich und betont bemüht, dem Frager eine befriedende Auskunft zu bieten. Zu scheuen braucht sich also keiner. Der Mann, der auch an diesem Abend in Hamburg alle Fragen gerne beantwortet, liefert dazu auch kleine Anekdoten, so auch diese, daß er einmal nach einer Lesung gefragt wurde, ob er seine Texte auch selbst schreibe. Die Antwort auf diese Frage hat der Künstler mittlerweile ausreichend beantwortet.

Heinz Rudolf Kunze signiert ... in Leipzig (Foto von Gerald Erdmann)Die Hamburger Zuhörer, Fans, Neugierige, Menschen beinahe aller Generationen können sich anschließend noch ihr eigenes Exemplar des neuen Kunzebuchs Vorschuß statt Lorbeeren vom Meister signieren lassen, und auch alles andere, was sie ihm vorlegen, sofern es sich nicht um selbstgebrannte CDs handelt.

Matthias von Schramm, September 2003

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Sämtliche Fotos wurden von Annette Krüger in Hamburg und Gerald Erdmann in Leipzig aufgenommen.

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