Im Januar/Februar 2014 tourt Heinz Rudolf Kunze durch Deutschland. Seine „Stein vom Herzen–Tour“ ist Neuanfang mit veränderter Band, aber vor allem die Bestätigung von sehr viel Kontinuität auf sehr hohem Niveau. Die hohe Anerkennung für sein Album bringt HRK und Verstärkung 2014 auf die Bühnen der Republik mit ebenfalls frischem Tourmanagement MAWI aus Leipzig.
Traditionell schon findet sich Heinz Rudolf Kunze zum Abschluss des ersten Teils seiner Tournee auf dem Hamburger Kiez ein. Die Große Freiheit 36 ist ein geeigneter Ort, um ein treues, sehr HRK kompetentes Publikum vorzufinden. So auch an diesem 19. Februar 2014.
Produziert haben die aktuelle Scheibe Jens Carstens und Zoran Grujovski, gemeinsam mit HRK. Man ist dafür u.a. auf die irische grüne Insel gereist, hat mit Hallo Himmel eine Single und ein wetterweltoffenes Video aufgenommen. Dabei sind auch der viel beschäftigte Leo Schmidthals am Bass und wie immer Matthias Ulmer an den Keyboards.
Auf der „Stein vom Herzen–Tour“ wird Leo Schmidthals durch den jungen, aber schon etablierten Alex Grube aus Mannheim ersetzt. Er hat sich bereits u.a. bei Pohlmann, Sarah Brightman und Cäthe live seine Sporen verdient, zog nach Hamburg und gilt dort als „1st call Bassist“ der Szene. 1,95 m Gefühl und Groove – wie Heinz ihn vorstellt. Auf dem vorab zur Tour Stein vom Herzen – Live bei radio 88.8-Album, aufgenommen im November 2013 in Berlin, stand noch Leo Schmidthals auf der Bühne.
Das Abschlusskonzert der Frühjahrstour 2014 vor gut 1.300 Gästen beginnt, gehüllt in blauem Licht, rockig und treibend: an den Tasten Matthias Ulmer vom Publikum aus gesehen links hinten; davor an der Gitarre mit dunklen Brillengläsern Zoran, rechts hinten an den Drums bewährt präzise Jens, davor am Bass der Neue, Alex Grube, und in der Mitte Heinz Rudolf Kunze. Er verkündet ein zeitlos aktuelles Statement von Europas Sohn, macht sich mit ein paar Worten Luft. Der Meister ist mit einer schicken neuen Gitarre geschmückt, einer elegante Duesenberg, welche gut zum verjüngten Outfit der Band passt. Am Klavier sitzend relativiert er Augen zwinkernd seine Aussagen mit Glaubt keinem Sänger! Das Publikum steigt bei dieser Nummer erfreut ein: ein Stimmungslied auf höchster inhaltlicher Stufe, das hier in Hamburg beinahe jeder kennt.
Es bleibt recht laut und treibend, schwungvoll und gelassen kämpferisch nach über 30 Jahren HRK auf den Bühnen der Republik angemessen. Weltweit Feuer frei und Schämt ihr euch nicht, sind neue Nummern, welche an frühere Dekaden erinnern. HRK ist nicht beliebig, mit keiner Silbe unpolitisch, sondern global und speziell präsent. An Brille erinnert der nächste neue Song, der die Klaviatur von „HRK und Fan-Gefühlswelten“ umfasst.
Summa summarum steht unterm Strich
man muß das Leben nehmen
aber nicht sich
„Warum höre ich nichts?“ fragt Heinz über den Atlantik: ein Text über das Vermissen von zornigen Stimmen prominenter Zeitgenossen zu den Überwachungspraktiken in den USA: Ihr würdet Gehör finden!
Und im Nebel der Vergangenheit, angesichts der Dinge, die man nicht vergessen darf, ertönt sein Regen in Berlin. HRK kann und will auch in aktuellen Programmen auf das alte unerschütterliche Material nicht verzichten. Dann wieder ein Sprechtext: „Angeklagt“. Es bleibt nachdenklich: Abschied muss man üben
Das Publikum wacht dann wieder so richtig auf, ohne jemals ruhig gewesen zu sein, als es um lyrisch umschriebene erotische Gedanken geht in Küsse unterm Kleid.
Es folgt Draufgänger. Die legendäre Nummer passt sehr gut zu den neuen Stücken.
„Der dritte Geldkrieg“ lautet ein weiterer Sprechtext.
Es lebe der dritte Geldkrieg
Dax Heil
Down Jones, befiehl wir folgen
USA
NSA
NSU
und raus bist Du
Das gute alte Männergebet, die gnadenlose Abrechnung mit dem Chauvinismus ohne Reflexion, reiht sich ein, und noch ein paar Worte zu dem, was geht und was nicht geht. Sehr hoch geht die Stimme des Meisters bei Komm, kleine Fee. Er spricht vom „Glück auf Deiner Seite“ – Texte, die die Lebenserfahrung eines Sängers und Songwriters nach so langen Jahren einfließen lassen.
Er bleibt melancholisch lyrisch bei Leg nicht auf, gefolgt von der aktuellen Single Hallo Himmel mit den irischen Gefühlen. Wenn Du sie siehst erzählt vom Verlust der Liebe, ohne den Gewinn von Freiheit. Und dann die alten, auch immer wieder gerne gehörten HRK Hymnen, die sein müssen: Mit Leib und Seele und selbstredend Dein ist mein ganzes Herz.
Es wird ein gutes Leben – mit einer optimistischen Nummer beschließen HRK und Verstärkung ihr Programm und kommen erst für die vom begeisterten Auditorium eingeforderten Zugaben wieder raus.
Finden sie Mabel und Alles was sie will haben dort Platz. Aber mit Balkonfrühstück vom allerersten Album Reine Nervensache gibt es noch ein ganz großes Geschenk an die Fans: eine Erinnerung an gute alte Markthalle-Zeiten.
Vertriebener und Wenn Du nicht wiederkommst lassen die ganze Band noch einmal zeigen, was sie drauf hat, in eine auffällig farbenfrohe Lightshow gehüllt, mit sehr viel Rock durch Zoran und Alex. Viele Fans vermissen Jörg Sander und Leo Schmidthals, jedoch auch diese Liveverstärkung arbeitet harmonisch und passend und sehr erfrischend.
Am Ende ist Heinz am Klavier allein mit seinem Hamburger Publikum. So manch ruhigeres Konzert in südlicheren Gefilden der Republik ist vergessen, wenngleich die Fans dort begeistert berichtet haben. Es sind halt manchmal ein paar weniger. Dafür sind sie in Hannover, Bremen, Köln, Leipzig und Dresden gigantisch. Und Hamburg? Ja, Hamburg ist der Höhepunkt.
Stein vom Herzen rundet das Programm namentlich und überaus passend ab.
Mir fällt ein
so lang und trüb war die Nacht
mir fällt ein
Du hast mir Sonne gebracht
mir fällt ein
so war mein Leben gedacht
Für den Herbst sind weitere schöne Gigs geplant.
Matthias von Schramm, Februar 2014
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