Cover des Live-Albums "Dabeisein ist alles"

2003

Dabeisein ist alles – Live 2003

18 deutsche Städte besuchte Heinz Rudolf Kunze auf seiner Rückenwind-Tour im Mai dieses Jahres. Das hieß: 18 Mal ein Abend voller gesunder Unterhaltung, 18 Mal alles geben, 18 Mal ein Publikum, das schon nach wenigen Minuten in Jubelstürme ausbrach. Knapp drei Stunden heizte Heinz Rudolf Kunze seinem begeisterten Publikum jeweils ein, und in vielen Städten reichte auch das nicht. So blieben die Fans im saarländischen Städtchen Merzig noch fast eine halbe Stunde, nachdem das Licht angegangen war, bis die Band noch einmal auf der Bühne erschien und sich verabschiedet hatte.

Dabeisein ist alles dokumentiert den aktuellen Stand eines Heinz Rudolf Kunze-Live-Konzertes im Jahre 2003. Mit neuer Band, neuem Repertoire und neuer Energie. Im Gepäck hatte der Meister des wortgewaltigen Deutschrocks sein brandneues Album Rückenwind, von dem insgesamt sieben Stücke zum ersten Mal auf die Bühne gebracht wurden. Entscheidender war allerdings die Band, die sich aus der Besetzung des Rückenwind-Albums rekrutierte und nun erstmalig gemeinsam auf Tour ging und ein mehr als souveränes Bild ablieferte: Jörg Sander (git), Leo Schmidthals (b) und Jens Carstens (dr) hießen die Kunze-Live-Debütanten, einzig Matthias Ulmer war als vielfach Kunze-geprüfter Live-Keyboarder mit von der Partie. Die neue Besetzung stellte zwar einen Einschnitt dar, von einer nötigen Eingewöhnung war allerdings nichts zu spüren. Im Gegenteil: die Band wirkte, als hätte sie schon Jahre gemeinsam auf der Straße verbracht und bildete eine Einheit, auf die der "Frontmann" Kunze sich voll und ganz verlassen konnte. "Die Arbeit war schon im Proberaum sehr erfreulich und harmonisch," so ein zufrieden strahlender Kunze. "Es war völlig reibungsfrei, wir haben alle an einem Strang gezogen. Die Band hat sich natürlich sehr stark mit den Stücken von Rückenwind identifiziert, aber interessant war es zu sehen, wie die 'Neuen' mit dem Erbe der älteren Songs umgingen. Und das war für mich überraschend fruchtbar, denn es waren einige Nummern dabei, die die Kollegen wohl schon lang einmal spielen wollten. Ich hoffe sehr, dass wir es werden einrichten können, auf weiteren Alben und Konzerte zusammen zu arbeiten."

Das Repertoire suchte Heinz Rudolf Kunze mit Songs vom ersten bis zum jüngsten Album durchaus 'karriereübergreifend' aus, und es ist schon überraschend, wie harmonisch sich eins zum anderen fügt. "Mir war es wichtig, dass die Gewichte gut verteilt sind," überschlägt Kunze die Songauswahl. "Wir haben sieben neue Stücke gemacht, aber man muss auch das ganz Alte dagegen halten, denn ich verstehe mein Schaffen als Kontinuität und nicht als eine Abfolge von Brüchen. Ich habe das Gefühl, dass das Publikum das auch sehr begrüßt hat. Zwischen meinem ersten Album und Rückenwind ist viel Zeit vergangen, aber es ist natürlich immer noch derselbe Mensch, der da singt."

Bemerkenswert ist, dass Dabeisein ist alles nicht nur als Doppel-CD und DVD-A erscheint, sondern auch als DVD mit dem Hamburger Konzert als Film. Das dürfte einerseits die Fans freuen, besitzt andererseits auch dokumentarischen Stellenwert.

Es ist schon bewegend, nicht nur zu hören, sondern auch zu sehen, wie die Fans nach wenigen Takten in Begeisterungsstürme ausbrechen, wie das Publikum die Band zwingt, Schön und Gut ein zweites Mal zu beginnen und dann lauthals den Refrain schmettert – obwohl die Tour nur wenige Wochen nach dem Erscheinen des dazu gehörigen Albums stattfand. Es sind die Feinheiten, die Dabeisein ist alles – Live 2003 zu etwas Besonderem machen. Die nicht unironischen Show-Referenzen auf die Rockgeschichte bei Killroy was here, die Stellungnahme zur aktuellen Weltlage in der zusätzlichen Strophe von Aller Herren Länder, die locker eingeworfenen Sprechtexte und natürlich die Präsenz Heinz Rudolf Kunzes, der sich innerhalb kürzester Zeit auf der Bühne einlebt und sich dort sichtbar zuhause fühlt wie ein Fisch im Wasser. Dabeisein ist alles – Live 2003 ist allemal ein Dokument, dass nicht nur den Besucher der Tour erfreuen wird, sondern auch all jene anspricht, die nicht dabei waren. Denn eines wird klar: Die hatten richtig Spaß, die da auf der Bühne rockten.

"Ein Live-Album soll dokumentieren, was an diesem Abend tatsächlich stattgefunden hat," so HRK. "Daher haben wir auch die Ansagen drin gelassen und so gut wie keine Nachbearbeitung im Studio geleistet. Es war uns wichtig, dieses Erlebnis in Gänze einzufangen und nicht eine halbe Studioaufnahme zu bekommen." Das ist gelungen, und überdies auch längst einmal fällig, denn die letzten Live-Aufnahmen sind ja doch schon ein paar Tage alt: 1983 erschien Die Städte sehen aus wie schlafende Hunde, 1987 Deutsche singen bei der Arbeit und 1991 gab es das (inzwischen vergriffene) Video Ein Abend mit Brille.

Der aktuelle Film-Mitschnitt und die DVD-A greifen auf das Hamburger Konzert am 21. Mai in der Großen Freiheit zurück, für die Audio-Doppel-CD wurde auf Wunsch des Künstlers selbst die Aufnahme aus dem Capitol in Hannover am 20. Mai genommen. Die DVD enthält zusätzlich ein großes Paket mit Fotos und einigen Extras.

Klar zu sehen und zu hören ist: Ein Kunze rockt und steht dicht an seinem Publikum, die neue Band ist absolut klasse und der Großmeister des intelligenten deutschen Rocks ist nicht wegzudiskutieren, nicht klein zu kriegen und besser als je zuvor.

WEA, August 2003

Copyright & Datenschutz Heinz Rudolf Kunze Top