Artikelfoto (Foto von Schaumberger)

2003

Musikalische Runderneuerung mit 46 Jahren: Heinz Rudolf Kunze.

"Ich will vor allem Spaß machen"

Der Rockpoet Heinz Rudolf Kunze gastiert am Sonntag in der Muffathalle

Neues Album, neues Buch, neue Tournee und ab August ein eigenes Musical: Rockpoet Heinz Rudolf Kunze will es 2003 noch einmal wissen. Und der 46-Jährige mit dem Professoren-Image, der gerade in Bayern zu Unrecht als immer noch etwas verquast gilt, macht sich dran, Deutschland neu für sich zu erobern. Ein anderer Produzent und eine runderneuerte Band hauchen Kunzes Musik frisches Leben ein. Am 11. Mai gastiert HRK in der Muffathalle – im Interview spricht der Komponist und Musiker über seine Projekte, die Trennung von den alten Musikern und seiner Liebe zu München.

MM: Der Albumtitel Rückenwind zeugt von Aufbruchstimmung, von neuem Optimismus. Denkt H. R. Kunze im Jahr 2003 positiver?

Kunze: Jetzt, wo Sie es sagen, merke ich es auch. Und bin ich froh darüber. Sagen wir mal so: Es war keine Taktik, die Titel vom Album und auch vom Buch (Vorschuss statt Lorbeeren, Anm. d. Red.) so zu wählen. Aber ich will mich nicht unbedingt in der Düsternis suhlen. Das, was ich tue, ist Unterhaltungsarbeit für mich. Ich will vor allem Spaß machen.

Lyrik von Kunze

Deutschland ist sein Land, das er hasst und das er liebt. Deutsch ist seine Sprache, die er liebt. Zweifellos. Heinz Rudolf Kunze könnte als Dichter durchgehen, wäre er nicht Musiker. Andere sagen Liedermacher. Wieder andere Rockpoet. Was denn nun? Mit seinem siebten Buch Vorschuß statt Lorbeeren beweist er, dass er viele Talente hat. Alle Liedstrophen aus den Jahren 2000 bis 2002 finden sich in dem Buch. Dazu alle Texte, die Kunze wohl selber nicht mehr als "kompatibel" ansieht für die Freunde seiner Musik. Das alles ist kantig, oft witzig, manchmal bittersüß, niemals belanglos. Er schreibt über alles, was ihn bewegt. Über Gewesenes und Zukünftiges, über die Gesellschaft, über Sehnsuchte und Fetische, nicht zuletzt auch über sich.

MM: Sie versuchen das mit einem neuen Team. Was hat sich geändert?

Kunze: Die neue Handschrift hebt sich schon ab von dem, was ich früher gemacht habe. Sie ist – wie die Leute um mich rum – viel jünger. Auch an der Studioarbeit hat sich einiges geändert. Wir haben vieles gemeinsam eingespielt und nicht nacheinander im Fließbandverfahren.

MM: Ihr langjähriger Weggefährte Heiner Lürig ist nicht mehr dabei. Sie haben mal gesagt, ihre Beziehung sei ähnlich der von Lennon und McCartney. Wie kommt denn John Lennon jetzt ohne seinen Partner aus?

Kunze: Außer Keyboarder Matthias Ulmer ist von der alten Band ja keiner mehr dabei. Und das war eine ganz komplizierte Entscheidung. Ich war den alten Leuten ja nicht gram. Ich dachte nur, ich muss mit Mitte 40 noch einmal was versuchen. Natürlich ist das am Anfang gewöhnungsbedürftig. Man hat über die Jahre Rituale gehabt, Verfahren und Tricks entwickelt. Das funktioniert alles nicht mehr. Mit Heiner arbeite ich aber weiter zusammen, nur auf anderer Ebene. Ab August verwirklichen wir unser Musical-Projekt und bringen in Hannover Shakespeares Sommernachtstraum auf die Bühne.

MM: Vorher geht es aber auf Tournee durch Deutschland. Bayern ist dabei ja nicht unbedingt ein Heimspiel. Wie ist denn ihr Verhältnis zu München?

Kunze: Das ist witzig. Ich liebe München sehr, bin unheimlich gerne dort. Und auch bei den Konzerten ist es kein anderes Gefühl als woanders. Alle sind extrem nett, nur sind es eben nicht so viele wie anderswo.

MM: Neben dem neuen Album und dem Musical-Projekt gibt es auch ein neues Buch: Welchen Stellenwert hat denn das Schreiben dabei?

Kunze: Das Schreiben ist mein Hobby. In meinen inzwischen sieben Büchern haue ich alles raus, da is auch kein roter Faden drin. Ich sehe das mehr als vertiefenden Service für die Fans, die einfach alles haben wollen.

Wolfram Porr, Münchner Merkur, 10. Mai 2003

Copyright & Datenschutz Heinz Rudolf Kunze Top