Heinz Rudolf Kunze & Jörg Sander live 2003 (Foto von Gerald Erdmann)

2003

Mit "Aller Herren Länder" kommt der Durchbruch

Georgsmarienhütte. Allzu viel wird Heinz Rudolf Kunze nicht sehen können von seinem Publikum oder der Dütehalle. Die Schweißperlen schaffen es kaum die Stirn hinunter, so schnell verdampfen sie in der Treibhausluft der Scheinwerfer. Rasch ist die Brille des Musikers so beschlagen, dass ihm nur ein kleiner Kreis in der Mitte als Durchblick bleibt. Und so ist es eine Bewegung, die nachhaltig in Erinnerung bleiben wird: der Griff zum Schweißtuch. Der Zuschauer sieht das gerne. Nicht aus Häme – sondern weil sich das Ergebnis lohnt.

Am Freitagabend gastierte Heinz Rudolf Kunze in der Georgsmarienhütter Veranstaltungshalle – mit "Verstärkung", die für das aktuelle Album und die Tournee aus neuen Begleitmusikern besteht. Lediglich der Keyboarder, Matthias Ulmer, ist geblieben. Es war das dritte Konzert der Tournee, die am Mittwochabend in Bad Salzuflen begonnen hatte. Rückenwind ist sie betitelt, und den bekam Heinz Rudolf Kunze an diesem Abend gleich 600fach zu spüren – so viele Gäste waren in die Dütehalle gekommen, in der es bislang vorwiegend Auftritte von Comedy-Stars oder Vollplayback-Pop-Sternchen gegeben hatte, die sich aber als durchaus geeignet für ein Rock-Konzert entupuppte.

Die Akustik in der Halle jedenfalls ist ordentlich. Mit Himmelfahrtskommando, zugleich dem ersten Lied der neuen CD, eröffnet Kunze das Konzert. Es dauert rund eine Stunde, bis Stimmung und Applaus von freundlich auf angetan wechseln. Es ist Aller Herren Länder, einer der bekannten Hits, der den Durchbruch bringt. Von denen hat HRK mehrere im Programm, wechselt sie mit neuen Songs, streut zwischendurch einige vorgetragene Texte ein. Die Mischung kommt gut an, ebenso wie die vielen lokalen Anspielungen. Osnabrück war lange Jahre die Heimat des Musikers. Die Zuschauer hier erwarten so etwas.

Kunze weiß das. Aber auch abgesehen von Osnabrück scheint er dieses Konzert noch stärker auf den Allgemeingeschmack zugeschnitten zu haben, urteilt ein Fan am Ende der Show: Klar, das eher literarisch orientierte Programm vor rund einem Jahr in der Lagerhalle sei ohnehin aus dem Rahmen gefallen – aber so viele Hits habe es auch vor zwei Jahren nicht zu hören gegeben, als Kunze im Hyde Park aufgetreten war. Nach zwei Stunden verlässt HRK das erste Mal die Bühne, aber zum Duschen wird er noch eine halbe Stunde lang nicht kommen. Das Publikum holt ihn und die Band noch für insgesamt vier Zugaben wieder heraus. Erst ganz am Ende, vor der dritten Zugabe, wechselt der Musiker dann doch die Kleidung. Warum so spät, erscheint nicht ganz einsehbar. Aber vielleicht war das Schweißtuch inzwischen einfach zu durchnässt.

Thomas Achenbach, Neue Osnabrücker Zeitung, 5. Mai 2003

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