Cover der Sonderedition des Kirchentagsongs "Mehr als dies"

2005

Prophet Maleachi ist verbaler Hard Rock

Ein Deutsch-Rocker legt die Bibel aus und denkt schon an das Jüngste Gericht

Für Heinz Rudolf Kunze, den Altmeister des Deutschrock, im bürgerlichen Vorleben Literaturwissenschaftler, schien der kritisch-mahnende Text des alttestamentlichen Propheten Maleachi wie auf den Leib geschneidert zu sein: Der Komponist und Texter des Kirchentagssongs Heinz Rudolf Kunze ließ sich in seiner Bibelarbeit über den Text des Propheten Maleachi (Kapitel 2, Vers 17 bis Kapitel 3, Vers 24) zu einer metaphernreichen Tour d’horizont im ICE-Tempo hinreißen – die Teilnehmer honorierten die Pointen mit regelmäßigem Zwischenapplaus. "Ich habe wenig Probleme mit diesem Text", sagte Kunze.

Auch in einer Zeit der gegenstandslosen Geschichtslosigkeit, der Seins- und Seelenvergessenheit, der Ära der blutigen Daueranfänger und Nie-zu-Ende-Bringer sei der Beruf des Boten Gottes – wie es einst Maleachi war - noch nicht ausgestorben. "Sie sind das Fundbüro für das, von dem man gar nicht mehr weiß, dass man es schon vergessen hat", so Kunze. Heute gebe viel Arbeit für Maleachi und seinesgleichen.

Um die Worte der kritischen Mahner zu hören, müsse allerdings der Ohrenschmalz der verblödenden Talkshows entfernt werden. "Und dann heißt es anschnallen, denn was Maleachi uns präsentiert ist verbaler Hard Rock, um nicht zu sagen Heavy Metal!" Kunze kritisierte, dass die Menschen in Deutschland mit Gott spielen, ihn nicht ernst nehmen würden. Dabei verlange Gott Zuwendung: Ganzjährig und nicht nur zu Weihnachten: "Da ist er unersättlich!" Er biete schließlich auch alles für alle.Wenn die Worte Maleachis ungehört verhallten, wäre dies wie das Ende der Welt ohne das Jüngste Gericht – eine gnadenlose Angelegenheit. Dass es eines Tages zum göttlichen Richtspruch über diejenigen komme, die Gott aus den Augen verloren hätte und die ihm gefolgt sein, findet Kunze gerecht. Das sei auch der Grund, weshalb er trotz mancher Zweifel nie aus der Kirche ausgetreten sei und sich vom Glauben abgewendet habe.

Außerdem werde dort ja auch seine Sache verhandelt. Und vor Gericht habe der Angeklagte stets das letzte Wort: "Das lässt mich nicht in Ruhe. Sie können sich denken", sagte Kunze am Schluss seiner Bibelarbeit, "dass sich jemand wie ich mir so eine Gelegenheit wie das Jüngste Gericht nicht entgehen lassen will – schließlich möchte ich auch da das letzte Wort behalten."

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