Heinz Rudolf Kunze

2005

Dies ist der ungekürzte, unzensierte Wortlaut der Bibelarbeit, die Heinz Rudolf Kunze am 26. Mai 2005 vor ca. 3000 Zuhörern im Rahmen des Evangelischen Kirchentags 2005 gestaltet hat.

Es ging um den Propheten Maleachi, dessen Worte den Abschluß des Alten Testaments darstellen. Heinz Rudolf Kunze fühlt sich bei diesem Propheten gut aufgehoben – er empfiehlt ihn als einen "Soul Brother".

Maleachi – Ein brüderliches Lied aus schlauer Vergangenheit

Köstlicher Lapsus im Kirchentag-Arbeitsbuch "Wir seh'n uns". Im Maleachi-Aufsatz von Jan Janssen steht: "Gewiß eine unbequeme Botschaft, die uns da VORENTHALTEN wird." Gewiß kann man auch Maleachi einiges vorhalten. Aber das nun bestimmt nicht.

Maleachi.
"Mein Bote" heißt das.
Ob es einen gab, der so hieß,
oder ob dieser Name nur Programm ist, wissen wir nicht.
Ein Text, der kein Blatt vor den Mund nimmt.
Der donnert und röhrt, poltert und fordert.
Der auf die Nerven seiner Leser und Hörer gehen will,
damals wie heute, bevor er verheißt, in Aussicht stellt, verspricht.
Worte, vermutlich aus dem 5, Jahrhundert vor Christus.
Das ist fast schon unvorstellbar lange her,
besonders von heute aus betrachtet,
dem Zeitalter der gegenwehrlosen Geschichtslosigkeit,
der Traditionslosigkeit, der Ahnungslosigkeit,
dem Zeitalter, das beherrscht wird von der Krüppelfurie
des Vergessens, die die goldenen Kälber durch die
Fußgängerzonen treibt und jeden Tag eine andere Sau durchs Dorf,
das bevölkert wird von voll konkret krassen zugepiercten Deppen,
blutigen Daueranfängern und Nichtszuendebringern,
die nicht mal wissen, wie der aktuelle Bundeskanzler heißt,
die Adolf Hitler für einen Linksaußen von Schalke 04 halten,
nicht mal für einen Rechtsaußen.
In so eine seinsvergessene, hirnvergessene,
seelenverlorene Zeit und Gegend hinein spricht Maleachi heute,
und er will das Fundbüro sein,
bei dem man das wiederbekommen könnte,
von dem man vielfach gar nicht mehr weiß, daß es fehlt -
wenn man denn bereit wäre, Strafe zu zahlen für das,
was man mutwillig verloren hat,
Bußgeld, Lehrgeld. Denn in einem hat dieser Maleachi
grundsätzlich heutzutage mehr Recht denn je:
Die Dämlichkeit, Unmündigkeit, die Heillosigkeit des Jetzigen schlechthin
ist selbstverschuldet. Alle feigen Lügen und Ausflüchte
von der Gesellschaft, die immer schuld ist,
von den Anlagen, von den Umständen –
diese Ausreden sind allesamt geplatzt.
Das Alibi ist heiße Luft, aufgeflogen, alles Quatsch,
zumindest in diesem immer noch begünstigten,
immer noch fetten Teil der Welt.
Hier ist nicht Lateinamerika, hier ist nicht Sri Lanka,
hier ist nicht Tschad.
Hier ist die gottferne spaßversessene Speckschwarte der Welt.
Hier könnte jeder, der es wirklich will,
jeder, der es wirklich darauf anlegt,
jeder, der bereit ist, Einsatz zu zeigen, Verzicht zu leisten
auf das, was keiner braucht,
jeder, der bereit ist, auch mal dahin zu gehen, wo es weh tut,
lernen.
Wissen.
Einkehr üben.
Umkehr begehen.
Sinnvoll, ernsthaft und richtig leben.
Wann er es denn wirklich wollte.
Wenn es ihm denn wirklich darauf ankäme,
mal hineinzuhorchen in sich,
und festzustellen, ob da noch irgendwer zuhause ist,
oder ob man da ganz tief drinnen nur noch Leichen im Keller hat,
Schnapsleichen, Geldleichen, Sexleichen,
Stumpfsinnsleichen jeglicher Betäubungsprovenienz.
Jeder könnte hier in diesem Teil der Welt,
der erdbebenverschont ist, tsunamiverschont,
hungerverschont, seuchenverschont,
sogar weitgehend kriegsverschont seit erstaunlich langer Zeit,
die man den Menschen eigentlich gar nicht zutrauen sollte,
ein Leben führen, das diesen Namen verdiente.
Freilich wäre es ein bißchen anstrengend.
Freilich müßte man schon ein bißchen dafür tun.
Freilich geht das nicht mit bloßem Abhängen
am Tropf leicht verdaulicher aber schwer wieder auszuscheidender
geistiger Verschlammungszufuhr.
Lesen lernen beispielsweise würde schon mal helfen.
Käme ja auch gar nicht schlecht, im Schillerjahr.
Zu Schillers Lebzeiten hatten wir im Land der Dichter und Denker
etwa siebzig Prozent Analphabeten.
Aber die Aufklärung und der Fortschritt, vor allem der technische,
ganz besonders der elektronische haben ganze Arbeit geleistet.
Heute, im Zeitalter des exhibitionistischen Pöbels in Talkshows,
im Zeitalter von Quizsendungen, wo man zehntausend Euro bekommt,
wenn man seinen eigenen Namen unter vier Möglichkeiten
richtig ankreuzen kann, ist der Anteil der Neandertaler
locker auf neunzig Prozent angestiegen.
Also viel Arbeit für Maleachi und alle seinesgleichen,
denn es gibt zu allen Zeiten ein paar versprengte Maleachis.
Der Berufsstand des Boten ist noch nicht ganz ausgestorben.
Dafür sei Gott wahrhaft Dank.
Manchmal stellt sich natürlich erst sehr viel später heraus,
wer ein Maleachi war und wer nicht.
Wird Ratzinger einer gewesen sein?
Oder Eminem?
Oder gar beide?
Ihr Wort in Gottes Ohr.
Ihr Wort in unserem Ohr.
Das liegt alles in Gottes Hand, beziehungsweise:
Wir haben es in der Hand –
ob wir Ohren haben zum Hören.
Dabei kann es durchaus hilfreich sein,
sich die Ohren gelegentlich zuzuhalten,
sich zu schützen vor Lärm, Geschwätz, Berieselung und Zudröhnung.
Mit zugehaltenen Ohren hört man möglicherweise besser,
was in einem vorgeht, solange man mittendrin ist im Getümmel.
Das offene Ohr für den Mitmenschen und die ganze Welt
kann man sich nur an den stillen Rändern leisten,
nicht in Downtown Gomorrha.
Maleachi kannst du aus vielem herauslesen,
sogar aus der größten Plage der Moderne, wie Karl Kraus sagte,
sogar aus den Zeitungen.
Aber selbstverständlich nur zwischen den Zeilen.
Und du kannst Maleachi auch aus vielem heraushören,
eigentlich aus allem, was nicht so klingt
wie die Stalinorgeln der Popindustrie,
wie der Schlachthof der Charts,
wie des Hiroshima der Hitparaden.
Eine der schlimmsten Musikvernichtungsanstalten der Popmusik im
Fernsehen nennt sich ausgerechnet THE DOME –
das ist sie, die ganz normale, die ganz alltägliche Blasphemie,
der Torenschmalz, der die Ohren verstopft,
der erst mal raus muß, damit die paar versprengten Maleachis
Gehör finden im wahrsten Sinne des Wortes,
ob sie nun Bob Dylan heißen oder Fritz Baltruweit,
Alles der Kosmonauten oder U2
und, Gott sei noch mal ausdrücklich Dank, noch viele andere,
Maleachi zuzuhören, das heißt: Bitte anschnallen.
Und: Es empfiehlt sich, wahrend der Dauer des Fluchens
angeschnallt zu bleiben. Denn es wird ein harter Ritt.
Er spricht unbequem, und man sitzt unbequem,
man rutscht ertappt und beschämt hin und her.
Er sagt zum Beispiel (welch ein Skandal!
Wie unmodern! Wie unpopulär! Wie – gleich muß ich kotzen –
POLITISCH UNKORREKT!):
Handle nicht treulos an deiner Frau.
Wie vorsintflutlich, nicht wahr Herr Bundeskanzler?
Wie nachsintflutlich, nicht wahr, Herr Außenminister?
Gut, zugegeben, wen könnte man da eigentlich nicht
in Verlegenheit bringen. Herzlich willkommen im Glashaus,
die Steine geben wir bitte hübsch am Eingang ab.
Dieser Grundton Maleachis, die Empörung, dieser Zorn,
das ist verbaler Hardrock. Was sage ich denn
Heavy Metal. Wenn nicht gar Punk.
Dieser Ton ist mir vertraut.
Er klingt zu mir herüber aus dem fünften vorchristlichen Jahrhundert
und ich kann mich auf ihn einschwingen, mich mit ihm einlassen.
Maleachi ist ein zorniger junger Mann,
der ewig jung bleiben wird – falls nicht,
falls diese Redens-Art irgendwann in den Ohren aller veraltet wäre –
das wäre das Ende der Welt, das Ende der Menschheit,
und zwar ohne Jüngstes Gericht, ohne Erlösung,
ohne Gerechtigkeit, das wäre der schmähliche Absturz in den Orkus,
in den Gulli des Universums, schwarzes Loch, aus und vorbei.
Maleachi verhöhnt unseren Kleinmut, unser Selbstmitleid.
Wie gemein, jammern wir. Was für eine Welt, ogottogott.
Schlechtigkeit wird belohnt!
Der Teufel scheißt immer auf den größten Haufen!
Und Er da oben läßt das auch noch zu!
Wozu sich also eigentlich noch anstrengen?
Wozu Vorbild sein? Lohnt sich nicht, rechnet sich nicht,
zahlt sich nicht aus! Also: Gib ihm! Hoch die Tassen!
Gott, richtet Maleachi aus, ist genervt von diesem Genöle.
Auf Gutmenschen, denen auf halbem Weg die Puste ausgeht,
kann er dankend verzichten.
Und Maleachi rät: Zieht euch warm an. Am besten Strahlenschutzanzüge.
Denn wenn Gott die Faxen dick hat, wenn er erscheint,
denn wird abgerechnet mit den Schaumschlägern und Trickbetrügern,
mit den Lügnern und – oh je! Wie althergebracht weh das tut! -
mit den Ehebrechern.
Denn wird Tomatensaft gemacht aus den Treulosen.
Die gierigen Profitanhäufer werden bluten – wer sich vollgesaugt hat
auf Kosten von Schwächeren, wird zur Kasse gebeten
und zur Ader gelassen. Herr Esser, Herr Ackermann,
machen Sie sich schon mal frei.
Nicht jeder, der viel hat, ist eine Heuschrecke im Sinne Münteferings.
Aber jeder, der sein Heu auf unrechte Weise zusammenraffte,
nimmt ein Ende mit Schrecken.
Und dann sagt Gott durch Maleachi etwas gerade hierzulande
äußerst Interessantes: Wehe denen,
die den Fremden im Land ihr Recht verweigern!
Ihr Recht – worin das genau besteht, darüber kann und muß
demokratisch bis gottesfürchtig gestritten werden.
Ihr Menschenrecht sowieso.
Ihr Gastrecht auch, damit sind Gastpflichten verbunden,
wie sich eigentlich von selbst verstehen sollte.
Mit Sicherheit ihr Recht, weder ausgegrenzt noch gar
verfolgt zu werden. Nicht damit abgedeckt ist allerdings
wirrköpfiges Multikulti-Gefasel unsererseits,
vorgetragen von Leuten, die mit Gott eh meistens
nicht viel am Hut haben und sich sechzig Jahre nach Kriegsende
immer noch in ihrem germanischen Selbstekel und
Abschaffungswahn suhlen.
Wir sind zwar nicht direkt die Söhne Jakobs,
wie der Herr die Seinen nennt.
Schon eher die Söhne – und Töchter – Mannheims. Und Hamburgs,
Münchens, Hannovers, Berlins. Aber Er ist Er,
und wir sind wir. Und das, ermahnt und ermutigt er uns,
soll auch so bleiben. Nur jemand der weiß, wer er ist,
der ein geklärtes Verhältnis zu sich selbst hat,
kann freundlich, entspannt und offen mit Anderen umgehen,
die sehr wohl wissen, wer sie sind – und darauf auch großen Wert legen.
Aber wir, die wir uns von Gott abgewandt haben,
meckern unentwegt herum, daß er sich nicht kümmert.
So haben wir nicht gewettet, meint Maleachi.
So läuft der Hase nicht.
Eine Kehrtwende unsererseits, eine glaubhafte, gläubige
Hinwendung zu Gott – dann sähe die Sache auch von seiner Seite
anders aus. Wir spielen in unserem Verhältnis zu Gott,
wenn wir denn überhaupt noch eines haben, mit gezinkten Karten.
Wir machen ihm und uns selbst etwas vor.
Kirchensteuer monatlich, einmal Weihnachten in die Kirche,
dann hat sich das. Gott will mehr. Gott will Zuwendung.
Ganzjährlich. Da ist er unersättlich.
Ein Obolus macht ihn allergisch.
Er bietet einen fairen Deal an, Viel gegen viel. Ja sogar:
Alles gegen Alles. "Dann werden alle Völker euch glücklich preisen,
denn ihr seid ein glückliches Land." Die neuesten Umfragen
weisen das weitgehend heidnische Deutschland des Jahres 2005
als eine der depressivsten Gegenden der Welt aus.
Vielleicht wäre es an der Zeit, über einen neuen Hoffnungsvertrag
nachzudenken. Depressivität ist eine schlimme,
schwere Krankheit. Quacksalber helfen da nicht.
Maleachi wiederholt sich, denn dieser Punkt ist ihm äußerst wichtig:
Macht nicht den Fehler, die Zyniker, die Bösartigen,
die schäbigen Gewinner zu beneiden.
Starrt nicht wie gebannt auf die Gewissenlosen,
die sich im Rampenlicht sonnen, im Geld schwimmen
und im verächtlichen Verschwenden ihre Erfüllung zu finden glauben.
Paris Hilton ist nicht das role model einer erstrebenswerten Zukunft.
Diesen Leuten will Gott sagen: Man sieht sich immer zweimal.
Einmal vor und einmal nach eurer Abwendung von mir.
Diejenigen, die Gott nicht aus den Augen verlieren,
die unbeirrbar daran festhalten, daß es Lohnenderes gibt
als das, was man kaufen und mißbrauchen kann,
die werden belohnt werden, Gottes "besonderes Eigentum" sein,
seine Augensterne. Denn eines Tages wird,
daran läßt Maleachi keinen Zweifel, klar Schiff gemacht.
Dann wird der Unterschied zwischen Geretteten und Verlorenen
deutlich werden. Dieser Gott kennt sehr wohl Gnade,
aber er kennt auch Strafe. Beide Kategorien
sind an die des Rechts gekoppelt: Der Gerechte wird
Gnade noch vor dem Recht erfahren,
der Verwerfliche wird verworfen werden – und seine gerechte Strafe
bekommen. Unter uns: Ich habe eigentlich unverschämt wenig Probleme
mit so einem alttestamertarischen Gott. Ich bin in meinem Leben
mit Vaterfiguren, die wirkliche Autorität besaßen (und so etwas
gibt es tatsächlich), immer besser zurechtgekommen als mit
anbiedernden Kumpeltypen. Da macht nämlich Widerspruch
wenigstens die Wangen rot und die Argumente scharf.
Mag sein, daß leistungsfeindliche Teamfähigkeitsfetischisten
und Sozialkompetenzvorschieber mich dafür als anal fixierten,
post- oder prä- oder sonstwasfaschistoiden Charakter brandmarken.
Aber dafür komme ich in den Himmel.
Und sie nicht.
Dieser kommende Gerichtstag, heißt es herrlich anschaulich,
wird "brennen wie ein Ofen" – Gott ist aus Maleachis Sicht
wahrlich kein laumicheliger Sozialarbeiter, der es schön findet,
mal mit uns drüber geredet zu haben.
Wer Grund hat, ihn zu fürchten, wird an diesem Tag der Abrechnung
endgültig das Fürchten lernen.
Judgement Day. Das wird mehr sein als selbst Hollywood sich träumen last.
Verbrennen werden sie. Nichts wird von den Frevlern,
von den Schmarotzern des Diesseits bleiben außer Asche.
Die gleiche vernichtende Kraft aber wird für die Gottesfürchtigen
zur heilenden, segenbringenden Sonne werden.
Übrigens sollen wir selbst, in seinem Namen, die Strafe vollstrecken.
Unsere Füße sollen die Ruchlosen zertreten – und danach
Freudensprünge machen "wie Kälber, die aus dem Stall kommen".
Das klingt bei aller agrarischen Herzlichkeit der Bildersprache
für uns verunsicherte Metropolisbewohner doch einigermaßen
zwiespältig; Gott gebe, daß es wirklich er wäre,
den wir da hören würden, wenn wir so handelten.
Oder besser noch: Daß nicht wir es sind, die entscheiden müßten
oder dürften, wer solch eine Behandlung verdient hätte.
Klar fielen mir viele ein, die sie verdient hätten.
Aber die Sache ist ja: Bei genauerer Betrachtung werden es immer
weniger. Wer etwas wirklich versteht, der tut sich schwer mit
den Strafen, sagte Paul Valéry. Ehrlich gesagt, möchte ich
lieber nicht zu denen gehören, die die Steine aufheben
und das Glashaus verlassen.
Am Ende seines Textes, der gleichzeitig auch des Ende des
Alten Testamentes darstellt, kündigt Maleachi den Propheten
Elija an – der soll den großen und furchtbaren Tag des Herrn
zumindest aufschieben und die Menschen wieder zu Gott führen,
damit es nicht zum Äußersten kommt.
Wie die Chancen dafür stehen – vielleicht wußte das
nur dieser Elija allein. Vielleicht nicht mal er.
Manche sagen, Elija war inzwischen da
Manche sagen, er kommt noch.
Manche sagen, er kommt nie.
Manche sagen, es ist längst zum Äußersten gekommen.
Wir leben im Post-Äußersten.
Was weiß schon der Mensch.
Menschen, die allen Ernstes sagen: "Diese Dinge interessieren mich nicht.
Diese Dinge gehen mich nichts an", sind armselige Würstchen.
Aber Verblendung und Verblödung schützt vor Strafe nicht.
Das kann ich ihnen zwar nicht beweisen,
aber sie mir auch nicht das Gegenteil.
Und: Schon mal was von Restrisiko gehört?
Ich bin jedenfalls nicht aus der Kirche ausgetreten,
und ich habe es auch nicht vor.
Denn ich habe schon stark den Eindruck,
daß hier auch meine Sache verhandelt wird;
mea res agitur.
Und allein die Vorstellung, daß da ein Urteil über mich,
Schuldspruch oder Freispruch, so oder so gefällt werden könnte,
und ich, der klagende Angeklagte,
kriege es wegen geistiger Abwesenheit nicht mit,
wo ich doch nach den Plädoyers das letzte Wort hätte,
läst mich nicht in Ruhe.
Gerade so Leute wie ich haben doch notorisch gern das letzte Wort.
Das will ich mir nicht nehmen lassen
wenn es um mich geht:
Ja,
oder nein,
oder Amen.

Heinz Rudolf Kunze, Mai 2005

Copyright & Datenschutz Heinz Rudolf Kunze Top