Heiner Lürig

2004

Heiner Lürig über Online-Music-Stores

Der Mann neben Heinz Rudolf Kunze im Interview

Mac Life: Heiner, wie platzierst du deine Musiker am liebsten? In Printmedien oder lieber online?

Heiner Lürig: Beide Plattformen bieten Vorteile. Print: schnelle Information, online: schneller Zugriff. Das sollte Hand in Hand gehen.

Mac Life: Wie glaubst du kann ein neuer Act in Zukunft auf sich aufmerksam machen? Inwiefern ändert sich das Marketingverhalten durch das vielfältige Online- Angebot?

Heiner Lürig: Das Marketing wird dort stattfinden, wo der Kunde sich aufhält. Das könnte in Zukunft im direkten Umfeld eines Online-Music-Stores sein.

Mac Life: Was hältst du von der Platzierung neuer und auch bekannter Interpreten bzw. Bands bei legalen Musicdownload-Diensten?

Heiner Lürig: Das ist genau das, worauf viele Musiker und Produzenten gewartet haben. Eine Lösung, die auch die Urheber beteiligt – hier bieten sich riesige Chancen.

Mac Life: Welchen Online-Dienst favorisierst du bei den derzeit doch recht unterschiedlichen Angeboten für den Endkunden auf dem Markt? Oder versuchst du, deine Bands auf allen Plattformen unterzubringen?

Heiner Lürig: Ich bin seit Jahren Apple-Fan. Darum freut mich der iTunes-Erfolg natürlich – wie immer ist alles einfach zu handhaben und funktioniert. Allein das schnelle Probehören macht einfach Spaß.

Mac Life: Siehst du im Online-Verkauf der Songs und Alben nur ein Mittel, um den Absatz von CDs zu verbessern oder löst diese Art des Absatzmarktes die CD letztlich ganz ab?

Heiner Lürig: Der Online-Verkauf tut der ganzen Branche gut. Es ist eine kostengünstige Alternative, zumal man auch mal einzelne Songs bekommen kann und nimmt den hochwertigen Produkten mit teuren Booklets absolut nichts weg.

Mac Life: Inwiefern wird sich deiner Meinung nach das Musikgeschäft in Zukunft durch das Online-Angebot der Music Stores verändern?

Heinz Rudolf Kunze und Heiner Lürig live
Heiner Lürig (rechts) auf der Bühne mit Heinz Rudolf Kunze. Beide arbeiten schon lange zusammen.
Heiner Lürig: Die großen negativen Veränderungen (sinkende Verkaufszahlen) haben in den letzten Jahren ohne Online-Music-Stores stattgefunden. Jetzt wird die Musik insgesamt von den neuen Möglichkeiten profitieren.

Mac Life: Inwiefern zerstört das Anbieten und Herunterladen einzelner Songs das Alben-Konzept? Wird es in Zukunft nicht darauf hinauslaufen, dass man als Produzent gezwungen ist, 12 gefällige Songs anzubieten – und dass diese am besten schon beim ersten Probehören ins Ohr gehen?

Heiner Lürig: Der Online-Store wurde nicht erfunden um Konzeptalben zu verkaufen, aber man könnte sie immerhin kaufen, wenn man wollte, das ist das Gute daran. Aber. Wenn eine CD nur einen einzigen guten Song enthält, muss man den ganzen Rest nicht mehr mitkaufen – das ist in Ordnung. Mag sein, dass das einigen Künstlern gar nicht gefällt.

Mac Life: Siehst du im Konzept des einzelnen Herunterladens das Ende des Konzeptalbums?

Heiner Lürig: Nein, warum? Bin ich Fan von einem Künstler, will ich so viel wie möglich von ihm haben.

Mac Life: Wie groß ist bei euch der Schaden bislang durch "Peer-to-Peer" und andere illegale Downloader?

Heiner Lürig: Aus meiner langjährigen Zusammenarbeit mit Heinz Rudolf Kunze kenne ich sehr viele Hörer, die nicht nur unsere Musik hören, sondern auch die Texte lesen wollen. Da will man die CD mit Verpackung haben. Deswegen wird in unserem Fall der Schaden nicht ganz so groß sein, der durch das illegale Kopieren oder Downloaden entsteht. Aber man fasst es kaum, wie dreist – oder naiv – manch einer sein muss, den Künstler um ein Autogramm zu bitten und ihm die selbstgebrannte CD dafür hinzuhalten. Das gibt es auch.

Mac Life: Eine ganz private Frage zum Schluss: Du benutzt Apple-Hardware und -Software. Zu deinem Equipment gehört auch ein 20-GB-iPod der dritten Generation. Verrätst du uns, wie deine derzeitige Favoritenliste aussieht?

Heiner Lürig: Favoriten sind natürlich immer die Songs, an denen ich gerade im Studio arbeite, aber ich habe meine Urlaubskollektion zusammengestellt – so wie früher auf MC. Und da finden sich diverse Titel von Breakestra, Curtis Mayfield, Justin Timberlake und Lenny Kravitz – und immer noch "All Your Love" von Norah Jones.

Heiner Lürig in Kürze

Heiner Lürig macht Musik als Produzent, komponiert und spielt vor allem Gitarre. Natürlich weiß er im Studio mit den technischen Möglichkeiten des Computer-Equipments – ausnahmslos Apple – umzugehen, lieber widmet er sich aber der echten Musik: "Einen Song, der sich nicht auf Gesang und Gitarre reduzieren lässt, hat kaum Bestand" meint er. Manchmal setzt er sich auch ans Klavier oder greift zum Bass und singt die zweite Stimme.

Fast alle Chart-Singles von Heinz Rudolf Kunze, wie Dein ist mein ganzes Herz, Aller Herren Länder oder Leg nicht auf, stammen aus Heiner Lürigs musikalischer Komponisten-Feder. Und was er komponiert, will er auch produzieren. Musikalische Werkstatt dazu ist das Madagaskar Studio in der Wedemark nördlich von Hannover. Neben Heinz Rudolf Kunze arbeitete Heiner Lürig dort auch mit Herman van Veen, Reinhard Mey, Tino Eisbrenner und den Newcomer-Bands The Jinxs und "The Pleasure".

Neuestes Projekt ist Ein Sommernachtstraum (Produktion, Aufnahme, Mix und Musiker), ein Musical frei nach Shakespeares ,,Sommernachtstraum". Alle Songs des Musicals sind auf CD zu hören, die Heiner Lürig produzierte und deren Texte Heinz Rudolf Kunze schrieb. Und derzeit schreibt er zusammen mit Heinz Rudolf Kunze am Erkennungssong des Kirchentags 2005 in Hannover.

Mehr zu Heiner Lürig findet man unter www. heinerluerig. de

Heiner Lürig (Discographie)

1985: Heinz Rudolf KunzeDein ist mein ganzes Herz: Alle Titel des Albums, Musiker
1986: Heinz Rudolf KunzeWunderkinder. Alle Titel des Albums, Co-Produktion, Aufnahme und Musiker
1987: Heinz Rudolf KunzeDeutsche singen bei der Arbeit: Alle Titel des Albums, Co-Produktion und Musiker
1988: Heinz Rudolf KunzeEiner für alle: Alle Titel des Albums, Co-Produktion, Aufnahme und Musiker
1989: Heinz Rudolf KunzeGute Unterhaltung: Alle Titel des Albums, Produktion, Aufnahme und Musiker
1989: Herman van Veen – Blaue Flecken, zwei Titel des Albums, Produktion und Aufnahme

   1990: Reinhard Mey – Farben: Produktion, Aufnahme, Mix und Musiker
1991: Heinz Rudolf KunzeBrille: Alle Titel des Albums, Co-Produktion, Aufnahme und Musiker
1991: Heinz Rudolf KunzeSternzeichen Sündenbock: Alle Titel des Albums, Produktion, Mix und Musiker
1992: Heinz Rudolf KunzeDraufgänger: Alle Titel des Albums, Co-Produktion, Aufnahme und Musiker
1992: Reinhard Mey – Alles geht: Aufnahme und Musiker
1993: Jessica – Du verzauberst mich: Co-Produktion und Aufnahme
1993: Herman van Veen – ja: Produktion, Aufnahme und Musiker
1993: Eisbrenner – Willkommen in der Melt: Alle Titel des Albums, Co-Produktion, Aufnehme und Musiker
1993: Heinz Rudolf KunzeIch brauch Dich jetzt, 13 Balladen: Produktion und Aufnahme
1994: Heinz Rudolf KunzeKunze: Macht Musik: Alle Titel des Albums, Co-Produktion, Aufnahme und Musiker
1994: The Hooters – Heimliche Sehnsucht: Voc. Aufnahme und Mix
1994: Heinz Rudolf KunzeDer Golem aus Lemgo: Alle Titel des Albums, Co-Produktion
1995: The Jinxs – M.l. Young: Alle Titel des Albums, Produktion und Aufnahme
1996: Heinz Rudolf KunzeRichter-Skala: Alle Titel des Albums, Co-Produktion, Aufnahme und Musiker
1997: The Jinxs – Whatever They Say: Produktion, Aufnahme und Musiker
1997: Kürsche – More And More: Produktion, Aufnahme, Mix und Musiker
1997: Heinz Rudolf Kunzealter ego: Alle Titel des Albums, Produktion, Aufnahme und Musiker
1999: Heinz Rudolf KunzeKorrekt: Alle Titel des Albums, Co-Produktion, Aufnahme, Mix und Musiker
1999: Eisbrenner – Stark sein: Alle Titel des Albums, Produktion, Aufnahme, Mix und Musiker
1999: Heinz Rudolf KunzeNonstop: Produktion, Aufnahme und Musiker
2001: Heinz Rudolf KunzeHalt: zehn Titel des Albums, Produktion, Aufnahme und Musiker
2002: Heinz Rudolf KunzeWasser bis zum Hals steht mir. Alle Titel des Albums, Co-Produktion, Aufnahme, Mix und Musiker
2003: Heinz Rudolf KunzeMach auf: Produktion, Aufnahme und Musiker
2003: Ein Sommernachtstraum – Alle Titel des Albums, Produktion, Aufnahme, Mix und Musiker

Charlotte Stanek, Mac Life, Oktober 2004

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