Heinz Rudolf Kunze beim Interview

2003

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Kunze & Plasa im Video-Interview

Während der Studioaufnahmen im Sommer 2002 standen Heinz Rudolf Kunze und der Produzent des aktuellen Albums Rückenwind , Franz Plasa, per Video Rede und Antwort. Wir danken Dirk Diedrich, der dieses Video-Interview hergestellt hat und unter anderem auch Backliner bei Live-Auftritten ist, seiner TV-Produktionsfirma und der WEA für das Zurverfügungstellen des Materials.

Neuer Produzent – neues Team

Kunze: Wir haben bis auf meinen Keyboarder Matthias Ulmer alles geändert. Eine neue Band, ein neuer Produzent, ein neues Studio, neue Co-Autoren, die nicht in der Band sind, sondern von außen Musik reinreichen. Ich schreib schon auch noch selbst Songs, aber es sind eben drei andere Leute noch hinzugekommen, die mich da ergänzen.

Wird die Band Heinz Rudolf Kunze auch in Zukunft begleitet?

Kunze: Ich konnte dann auch schnell ein Mißverständnis aufklären: Mir wurde eigentlich gesagt, als ich hier ankam, dies ist eine reine Studioband so wie was weiß ich Elvis oder Bob Dylan in Nashville bestimmte Leute immer getroffen hat, die nur im Studio da waren aber live niemals zur Verfügung standen. Und so wurde mir das auch von irgendeiner Seite, ich weiß gar nicht mehr von welcher, gesagt: "Diese Band Heinz kannste vergessen. Die ist nur im Studio für dich da. Dann mußt du dich noch mal umorientieren." Und am ersten Tag, als ich hier ankam, habern die gesagt: "Wer hat Dir denn das ins Ohr gesetzt, es stimmt doch gar nicht. Wenn das hier gut wird und wenn wir das alle gemeinsam gut finden, gehen wir selbstverständlich mit dir auf die Straße – sofort! Kein Problem."

Über den Verlauf der Aufnahmen

Kunze: Es war einige Mal bemerkenswert magisch, was hier abgelaufen ist und was hier zwischenmenschlich zustande kam, und insofern haben wir einen günstigen Moment abgepaßt und wir haben die Gunst der Stunde genutzt – glaube ich, letzten Endes muß das die Öffentlichkeit entscheiden – aber wir haben unser Bestes getan und es hat einige Male wirklich Funken geregnet. Und deswegen ist dieser Album-Titel nicht, wie man es von mir erwarten würde, so augenzwinkernd-negativ-gallig, sondern doch eindeutig postiv.

Woher nimmt Heinz Rudolf Kunze nach all den Jahren immer wieder neue Inspiration?

Kunze: Ich kann mich nicht dagegen wehren. Mir fällt dieses Zeug halt ein. Ist ja nicht so, daß ich mich an ein leeres Blatt setze und sage: "So, heute muß ich jetzt wieder!" und dann solange die Finger spreize, bis mir irgendwas einfällt, sondern es passiert. Es ereignet sich einfach. Gott sei Dank ist das so, und wenn ich mal eine Phase habe von – na ich will nicht übertreiben – aber von drei Wochen, wo mir nichts einfällt, dann werd ich so was von nervös und unausstehlich, und Gott sei Dank ist das sehr selten der Fall. Also meistens passiert innerhalb von drei Wochen irgendwas. Und solange das so ist und solange mir diese Einfälle auswollen, möchte ich sie gerne auch verkörpern und verwirklichen. Wie ein Medium empfinde ich mich manchmal. Es muß einfach durch mich hindurch.

Steht Heinz Rudolf Kunze in einer gesellschaftliche Verantwortung?

Kunze: Die Verantwortung, in der ich stehe, ist die Welt ein kleines bißchen schöner zu machen. Besser kann ich sie nicht machen, aber schöner kann ich sie vielleicht ein bißchen machen. Die Leute erziehen und die Leute irgendwie verbessern und zu besserem Handeln anleiten und so, das ist eine hoffnungslose Überforderung jeder Musik. Damit sollte man Musik überhaupt nicht überfrachten. Und auch die Leute, bei denen es um was geht, die was zu sagen haben, sollte man nicht so beladen und nicht so mißverstehen. Es sind trotzdem Unterhalter. Und das ist auch was!

Gibt es bei Heinz Rudolf Kunze ein Gleichgewicht zwischen Politischem und Emotionalem?

Kunze: Ja also in den besten Liedern auf der Welt, die es von irgendjemand gibt, ist es ja so, daß das alles sowieso immer zusammenkommt, daß es gleichzeitig von Politik und von Liebe handeln kann. Ich find es immer so ein bißchen müßig, wenn ein Lied nur von einer Sache handelt. Ich find es schön, wenn man es schafft, die Rätselhaftigkeit der Welt, das Geheimnis was diese Welt nun mal, ist in einem Lied einzufangen und alle Aspekte gleichzeitig in so was zu haben. Ich weiß nicht, ob das in meinem Leben ausgewogen ist, das Politische und das Emotionale. Also ich würd sagen das Emotionale, mein privates Glück, ist mir dann doch letzten Endes wichtiger und mehr, und ein richtig gutes Liebeslied zu schreiben ist überhaupt das Allerschwerste. Da kann man so viel einfacher über irgendwas nörgeln oder irgendwas beklagen und betroffen sein, aber ein Liebeslied zu finden, das nicht in kleiner Münze geschrieben ist und was nicht glitschig und schäbig wirkt, sondern authentisch, ist das schwerste überhaupt und wird immer das schwerste sein.

Andere Tätigkeiten neben der Musik

Kunze: Außerdem hab ich in dieser Zeit verschiedene Musicalprojekte/-vorhaben zu schreiben angefangen. Man wird ja immer wieder mal gefragt. Leider kommt nur das wenigste davon wirklich zustande. Im Moment arbeite ich mit Heiner immer noch weiter. Außerhalb meiner eigenen Musik arbeite ich noch mit ihm, nämlich an einer Version von Shakespeares Sommernachtstraum. Mal sehen, ob das zustande kommt. Ich hoffe es sehr. Die Landesbühne Hannover möchte das im nächsten Sommer in den Herrenhäuser Gärten in Hannover aufführen und da sind wir schon relativ weit. Also, das wäre sehr schade wenn das nichts wird. Das sind dann so Schreibtischarbeiten, die neben der eigenen Musik passieren. Und dann hab ich natürlich ganz einfach sehr viele Songs geschrieben für die jetzige Platte. Viel, viel mehr als wir jetzt aufgenommen haben. Die Mappe, die ich immer mit mir rumschleppe überall wo ich gehe und stehe, die ist so dick, da ist einiges passiert seit zwei Jahren. Und ich bereite wieder ein neues Buch vor. Das kommt auch noch. Wo ich wieder alles reintue, was mir überhaupt eingefallen ist.

Die Vereinbarkeit der verschiedenen Kunzes

Kunze: Ja ich hoffe schon, daß man mich auch in diesen Theaterarbeiten ein bißchen wiedererkennen kann, daß es ein bißchen auch nach mir klingt. Auch wenn ich da natürlich in erster Linie ein Dienstleister bin und einen Auftrag verwirklichen muß. Gerade wenn ich als Übersetzer arbeite, dann ist die Vorlage ja bindend und zwingend und ich kann mich nicht exzessiv selbst verwirklichen. Aber ich kann doch das eine oder andere Wort finden wo die Leute denken: "Na, das könnte er ja sein."

Und ich finde, das paßt alles sehr gut zusammen und das sind überhaupt nicht verschiedene Kunzes, sondern es ist einfach nur ein Verlagern des Stand- und Spielbeins – mal hierhin mal dahin – und das hilft sich auch gegenseitig ganz gut auf die Sprünge. Man kann in dem einen Bereich was lernen, was dem anderen auch nutzt.

Franz Plasa, Produzent

Plasa: Ja ich hab das – das war ja die lustige Geschichte. Ich hab wohl mal telefoniert mit – ich glaub mit Katharina, der Managerin von Heinz – und hatte mit ihr einen Termin ausgemacht daß wir uns mal treffen wollen. Hab das dann aber irgendwie wohl wieder verdrängt. Hart gearbeitet und so. Und da war ich abends hier am Aufnehmen, und dann stand da Heinz mit Katharina und noch zwei Leuten in der Tür und ich war relativ kurz angebunden, dachte "Oh Scheiße, hab ich das völlig verschwitzt und was mach ich jetzt und ich hab keine Lust etwas zu hören, jedenfalls war ich ziemlich fertig. Und dann hat er mir so Demos vorgespielt und ich dachte so "Oh, ups, schluck, bitte Zurückspulen noch mal!", und hab dann spontan gesagt: "Das muß ich machen". Und dann war ich eigentlich relativ früh schon ziemlich sicher daß es gut wird. Ich kannte die Songs zu denen er die Musik gemacht hat. Das hat mir sehr gefallen. Er gab mir gleich am Anfang Tonnen von Demos, viel zu viele natürlich, und ich hab nicht wirklich was erwartet, aber ich hatte ein gutes Grundgefühl. Und letztendlich ist es eine, na ja, das wissen Sie ja selbst, ich finde ne Hammerplatte geworden, nicht irgendwie sondern richtig Hammer.

Ein besonderer Reiz ist, daß er extrem professionell ist, also wenn es darum geht seinen Part zu machen. Auch eben gerade, ich komme direkt vom Aufnehmen und wir haben vor zwei Stunden angefangen zu singen und ich bin jetzt fertig, inklusive Selektion. Und das ist wirklich was, was – ich muß den Hut heben – das ist wirklich selten, daß man so eine Performance so on spot kriegt, das war super.

Dirk Diedrich, werkzeug.heinzrudolfkunze.de, 1. April 2003

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