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Presseinformation zu Halt
Halt lautet der Titel des neuen Heinz Rudolf Kunze-Albums, und es ist – wie gewohnt – ein Titel, den man durchaus doppelbödig betrachten sollte. Denn einerseits ist ein Heinz Rudolf Kunze-Album immer ein guter Grund, anzuhalten, innezuhalten und Halt zu machen (zumal er im letzten Jahr mit seinem Best Of-Album ein klares Nonstop forderte), andererseits kann man sich an Heinz Rudolf Kunze halten, ihn festhalten und bei ihm Halt finden, denn der Mann weiß nach wie vor, was er tut und wovon er spricht. Das ist halt eben so.
13 Songs präsentiert uns HRK, so die amtliche Abkürzung für den wohl größten Wortverschachtler und (Un-) Sinn(er)finder Deutschlands, auf seinem 21. Album. Halt möchte man da rufen und fragt sich, ob es denn wirklich schon so viele sind. Ja, sind es, und darunter einige Marksteine, die in die Geschichte deutschsprachiger Pop- und Rockmusik eingegangen sind. Kunzes Schaffensgeschichte spricht für sich und spottet jeder Benutzung von Superlativen. Zu den 21 Alben gesellen sich nämlich fünf Lyrikbände (ein sechster erscheint im März 2001), vier Musical-Übersetzungen und eine unüberschaubare Anzahl an Literatur- und Musikpreisen. Seit über mehr als 20 Jahren hält das Schaffen HRKs nun an, und da fällt auf, daß er mit Halt noch immer so frisch klingt, als würde er damit sein Debut ablegen. Ein reifes Debut, ohne Frage, aber nichtsdestotrotz voller Ideen und mit dem Pop-Herz auf dem richtigen Platz.
Auf Halt überrascht Kunze mit einem neuen musikalischen Schwenk. Das 99er Album Korrekt zeigte sich schwer beeinflußt von bodenständigem Rock. Ein-Akkord-Marathons wie Die Peitschen wirkten auf manche seiner Fans eher sperrig, für andere wiederum stellte das Album, das musikalisch durchaus in der Verwandtschaft mit einem Lou Reed oder den Who wurzelte, eine Offenbarung dar. Halt dagegen wartet mit ausgesprochenen Pop-Grooves, eleganten Instrumentierungen und Arrangements und einem ausgewogenen und rundum runden Sound auf.
Halt wirkt sehr warm, prescht nicht wie Korrekt mit geballten Fäusten voran, sondern gibt sich durchaus leiseren Tönen hin, nicht wirklich introvertiert, aber doch mit dem Blick auf die Fragilität des Individuums, man höre nur die großartigen Balladen Pegasus (zugleich die erste Single), Ophelia oder Abschied muß man üben. Songs wie So tun als ob, Jesus Tomahawk und Fühlst Du das klingen nahezu britisch, man fühlt sich angenehm an die Beatles, die Stranglers und sogar Simple Minds erinnert. Diese Pendelbewegung zwischen ungestümem Rock und ausgeglichenem Pop kennen eingefleischte Kunze-Hörer und sie gehört zu jenen Aspekten, die Halt zu einem echten Kunze machen. Dabei ist Halt mit einer solchen Leichtigkeit perfekt produziert, daß die Ahnung, Halt könne eines der legendären Kunze-Alben werden, allemal berechtigt scheint.
Die Produktion entstand wieder in Zusammenarbeit mit Kunzes langjährigem Mitstreiter Heiner Lürig. Mit Chris v. Rautenkrantz, den man eigentlich als Produzenten der 'Hamburger Schule' (Blumfeld, Sterne, Element Of Crime und andere) kennt, schaute zudem zum ersten Mal seit 15 Jahren ein Gast herein, der seine Spuren auf dem Titelsong Halt, auf Wo war'n wir stehengeblieben, Bist Du zufrieden jetzt und Sie müssen mich nicht mögen hinterließ. Aufgenommen wurde wieder im eigenen Madagaskar Studio, gemischt im Hamburger Home und im belgischen Galaxy von Ronald Prent und Peter Schmidt.
Der Titelsong Halt schließt thematisch an die 99er Single Aller Herren Länder an – allerdings mit einer drastischen Nuance, die für Kunze bisher nicht wirklich typisch war. Denn wo Aller Herren Länder ein verhalten vorgetragener Appell an die Menschlichkeit ist, bringt Halt die Entrüstung über die neuerlichen braunen Umtriebe in Deutschland auf den Punkt: "Dieser Stummfilm aus Gewalt / schau gut hin und sage Halt! ... Gib mir Halt, sag einfach 'Halt'.
Auch in diesem Sinne ist ein "Halt!" ein Halt, nämlich ein 'Halte ein und denke nach!' und auch in diesem Sinne ist Halt ein passender Titel – und ein herausragendes Kunze-Album."
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