|
Rockige Sounds mit Anklängen an Rap, Funk und Underground: Heinz Rudolf Kunze, zum x-ten mal zu Besuch in Leipzig.
|
|
Fachmann fürs Kryptische
Polemisch scharfer Heinz Rudolf Kunze in Leipzig
Vielleicht liegts am Regierungwechsel? Jedenfalls hat Heinz Rudolf Kunze endlich seine polemische Schärfe wiedergefunden. 1500 Augenpaare hingen im Leipziger Haus Auensee an Kunzes Lippen, ob der ewige Querdenker nicht doch noch etwas zur neuen Mitte und zum Kosovo zu sagen hat. Am Anfang aber nur Musik: füllige Synthi-Streicher als Intro, schließlich mit Der Wald vor lauter Bäumen der Beweis, daß die neue Scheibe Korrekt besser ist als der Langweiler alter ego zuvor. Doch der Mann mit Brille und Hut läßt nicht lange bitten. Zu düsteren Klängen reiht der Sänger, dessen Konzerte stets auch Lyrik-Abende sind, ein Wortspiel ans andere: "Gleiches Unrecht für alle", "Die Opposition – das Schweigen der Belämmerten". So kennt man ihn.
Leipzig ist für ihn ein Heimspiel. Hier saugen sich die Fans immr noch besoffen an seinen kryptischen Botschaften. Sie haben nicht vergessen, daß Kunze schon zu DDR-Zeiten den Weg nach Sachsen fand. Kunze wäre nicht Kunze, ließe er nostalgische Parties feiern. Sicher: Dein ist mein ganzes Herz fehlt nicht, und im ausliegenden Gästebuch beklagt sich eine Frau: "Daß Du Ich hab's versucht nicht gesungen hast, werde ich Dir nie verzeihen". An den poppigen Liebesliedern der Vergangenheit wird er ewig gemessen. Doch in Schubladen läßt sich der Sänger nicht pressen. Liedermacher, Rock-Poet – die Beschreibungen sind so zahlreich wie die 19 Alben. Korrekt ist eins der besten. Denn die rockigen Songs mit Anklängen an Rap, Funk und Underground wirken vor allem live.
In Leipzig dauert's eine Weile, ehe sich die Fans mit dem ungewohnten Sound anfreunden. Doch beim elfminütigen Peitschen kocht der Saal. Heinz Rudolf Kunze ist richtig gut drauf: Zugabe um Zugabe trotzen die Leipziger ihm ab, singen immer wieder Wenn Du nicht wiederkommst. Die Drohung wirkt.
|
|