Cover des Albums "Korrekt"

1999

Korrekt

Himbeerbaby mit dem Silberblick, kehrst du irgendwann zu mir zurück? – Wer um Himmels willen knetet die deutsche Sprache anno 1999 hierzulande noch zu derartigen Texten? Dieter Thomas Kuhn? Blumfeld? Die Wahrheit liegt auch in diesem Fall etwa in der Mitte: Heinz Rudolf Kunze heißt der Urheber dieser Zeilen. Doch gemach, gemach, wer den Rocker aus Osnabrück nun auf dem Neo-Schlager-Trip wähnt: Erstens interpretiert er derlei Zeilen mit bewährt ironischem Augenzwinker und steckte sie zweitens in eine richtig pfiffige Komposition (Himbeerbaby): mit "Peter Gunn"-artigem Baßlauf und einem im positiven Sinne hitparadentauglichen Refrain. Und drittens bekommt der langjährige Kunze-Kunde auf Korrekt schon noch, was er will. Auch Album Nummer 19 zeigt das Multitalent als sensiblen Dichter (Stärker als der Mond) und wortgewaltigen Denker (Der Trojanische Pferdedieb). Und mit – oder täuscht nur der Eindruck? – etwas gezügelterem Unterbewußtsein als noch vor einigen Jahren. Musikalisch wechseln konventionelle Deutschrock-Töne mit kernigen Gitrarrenriffs in bester Who-Tradition. Nur schade, daß meist eine teutonische Schwere regiert, und selten nur beschwingte Poppigkeit wie etwa in Aller Herren Länder. Eine Sonderstellung nimmt das elfminütige Die Peitschen ein, in dem Kunzes Faible für semi-avantgardistische Elektronik im Stil der frühen 80er Jahre aufblitzt (nicht umsonst ist die englische Synthieband Wire eine seiner erklärten Lieblingsgruppen). Für geschlagene 72 Minuten Kunze geriet Korrekt erstaunlich wenig ermüdend.

Musik: gut (sieben von zehn Punkten)
Klang: gut
(acht von zehn Punkten)

Christof Hammer, Stereoplay, April 1999

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