Kunze – Applaus – Perfektion
Torgau. „Herzlich Willkommen in Irrland“ – so die Titelzeile eines Songs von Heinz Rudolf Kunze. Wie im Irrland fühlte man sich am Freitagabend keineswegs. Die 180 Zuhörer im ausverkauften KAP wurden nicht enttäuscht. KAP könnte an diesem Abend auch für Kunze – Applaus – Perfektion stehen.
HRK, wie ihn seine Fans nennen, lieferte nicht allein musikalische Pralinés. Seine Mitstreiter an beiden Seiten waren ihm ebenbürtig. Wolfgang Stute entlockte dem Cajon Töne, dass das Publikum dem „Katzenklo“-Getrommel einen Zwischenapplaus liefern musste. Und auch auf der Gitarre bewies er, dass gelernt halt gelernt ist!
Hajo Hoffmann überzeugte an Geige und Mandoline. „Er ist wohl der Einzige, der eine Mandoline mit einem Wah-Wah-Pedal spielt – Jimi Hendrix ist begeistert“, so Kunze, dabei gen „Himmel“ schauend. Das Programm Räuberzivil lebt von einem Querschnitt Kunz’scher Musik. Man hört sowohl Songs von der letzten aktuellen CD „Protest“ als auch Titel aus den letzten fast 30 Jahren, mit welchen HRK die deutsche Musikszene aufmischte.
Aber HRK ist nicht nur ein begnadeter Musiker. Wer zu Kunze geht, darf nicht zimperlich sein und muss sich auch auf deftige Wortspiele einstellen, denn in humoresken bis sarkastischen Zwischentexten wird der allgemeine deutsch-globale Wahnsinn aufs Korn genommen. HRK, im Camouflage-Blouson und Led Zeppelin-Shirt, provoziert eben gern.
Zurück zu seiner Musik. „Noch nie war ich auf einen Platz 86 in den deutschen Charts so stolz“, meinte Kunze, der sich ohne Promotion mit Räuberzivil diesen Platz erarbeitet hat. Nach zweieinhalb Stunden hatten auch die Torgauer und viele weiter Angereiste noch nicht genug. Nach Standing Ovations und „Wenn du nicht wiederkommst“-Gesängen“ ließen sich die drei „Räuber“ nicht lange bitten und gaben gern Zugaben. Nach fast drei Stunden erklang der letzte Ton.
„Draußen gefühltes Kamtschatka und hier Dschungel“, sagte der sich den Schweiß abwischende Kunze. „Klimawandel!“, rief da ein Fan aus der ersten Reihe. Es wurde mal wieder gelacht. Also, das Klima zwischen Publikum und Musikern stimmte jedenfalls!
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