Titelbild (Foto: Reinhold Kringel)

Purple Schulz (l.) und Heinz Rudolf Kunze lieferten nicht nur musikalisch einen überzeugenden Auftritt ab, sie unterhielten ihr Publikum auch mit pointierten Dialogen.

2009

Ikonen deutscher Musik

Steffi Stephan hat eine Vision: Zusammen mit den Mitstreitern im eigens gegründeten Verein gleichen Namens will er die populäre Kultur in Münster fördern. (H)ort der Kultur ist das neue Jovel im ehemaligen Autohaus Kiffe. Die wieder auferstandene Musikhalle bietet die ideale Plattform für populäre Musik-Kultur, meint der Musiker und Veranstalter.

Nach drei Jahren Zwangspause möchte er wieder durchstarten und attraktive Veranstaltungen und Aktionen organisieren. Zum Auftakt der Vereinsarbeit machte der bisherige Einzelkämpfer Steffi „gemeinsame Sache“ mit Purple Schulz und Heinz Rudolf Kunze.

Die beiden Ikonen der deutschsprachigen Musik brachten 25 Jahre Musikgeschichte auf die Bühne des Jovel mit ihrem Programm „Gemeinsame Sache“, das sie zusammen mit ihren Kollegen Josef Piek (Gitarre) und Wolfgang Stute (Cajon und Gitarre) präsentierten.

„Wir wollten ja eigentlich nicht mehr in Autohäusern spielen“, sagt Purple Schulz zu Beginn seines Bühnenauftritts und hatte mit dieser ironischen Bemerkung schon die ersten Lacher auf seiner Seite.

Später erntete er ganze Lachsalven, als er im Outfit von Xavier Naidoo auftrat und auf die Melodie von dessen Song „Und ich wollte noch Abschied nehmen“ die Persiflage „Und ich wollte noch Aufschnitt nehmen“ zum Besten gab. In diesem Song erzählt er von der Betroffenheit eines Fleischessers, der in seinem angestammten Fleischergeschäft quasi über Nacht einen vegetarischen Bioladen vorfindet.

Nach einer guten halben Stunde Programm betritt dann auch Meister Heinz Rudolf Kunze die Bühne und macht aus dem Terzett ein Quartett. Von nun an spielen sich Schulz und Kunze die verbalen Bälle pointenreich zu, und das Publikum hat einiges zu lachen.

Wolfgang Stute schlägt dazu den Rhythmus auf dem Cajon, einer Holzkiste, die er als Schlagzeug und Sitzmöbel gleichzeitig nutzt und dabei erstaunliche Klangvarianten herausholt.

Bei dem Lied „Über 30“ tauchen auch beim Ehepaar Zöllner, das aus Dorsten angereist ist, alte Erinnerungen aus der Sturm- und Drangzeit auf. „Weißt du noch, da flogen Steine durch die Luft, ... ich war verliebt, aber ich habs dir nie gesagt ..., aber verändert habe ich am Ende nur mich.“

Das Publikum liebt die Songs aus den 80er Jahren und singt mit. „Es ist schön, wenn man die alten Lieder wieder hört“, meint Annette Zöllner und schaut ihrem Mann in die Augen. Sie haben fast alle Aufnahmen der Musiker und können die Texte mitsingen, und bei „Hallo Marlowe, ich flehe Sie an, finden sie Mabel“ stimmen nicht nur sie ein, sondern viele im Saal. Vier Zugaben erklatscht sich das Publikum am Ende; die Zöllners sind zufrieden und machen sich auf den Heimweg.

Reinhold Kringel, Westfälische Nachrichten, 16. Oktober 2009

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