Schweißgebadet, aber glücklich
Siegen. „Dein ist mein ganzes Herz" gab's nicht. Aber dafür ließen Heinz Rudolf Kunze und seine Begleiter Wolfgang Stute (Gitarre, Perkussion) und Hajo Hoffmann (Geige, Mandoline) nichts aus, um das Publikum im Lyz auf eine literarisch-musikalische Reise voll Sinnlichkeit und Hintersinn mitzunehmen.
In Räuberzivil trat das Trio zum Konzert der etwas anderen Art an, das von Beginn an ausnehmend gute Laune verbreitete. Die verbalen Kapriolen des unermüdlichen Moralisten und begnadeten Liedermachers, die von Rock und Blues, Folk und Pop angetrieben wurden, befeuerten Herz und Gemüt, Kopf und Bauch nach Herzenslust.
Das hell lodernde Feuer der Liebe, der Lust zu Leben und der Sehnsucht, dem Lauf der Zeit immer wieder ein Schnippchen zu schlagen, waren die bestimmenden Elemente in der Poesie des HRK. Hier bekamen die Guten ihre Belohnung und die Bösen und Dummen ihre Strafe weg. Und setzte Kunze als Chef der kleinen mobilen Guerilla-Einheit in seinen Texten und Liedern genussvoll zu listigen verbalen Attacken gegen Intoleranz und Ignoranz an.
Mit schier überschäumender Spielfreude und schweißtreibender Sangeslust bekannte Kunze, keinen Schritt bereut zu haben: „Ich gehe meine eigenen Weg, ein Ende ist nicht abzusehen." Der Teufelsgeiger und Mandolinen-Virtuose Hajo Hoffmann sowie Wolfgang Stute, der „Meister der niedersächsischen Polyrhythmik" (Zitat Purple Schulz), taten ihr Übriges, die musikalische Klasse des Trios auf allerhöchstes Niveau zu katapultieren.
Ihre Hommage an Johnny Cash, ein politischer Folksong, der in einer perkussiv-psychedelischen Orgie endete, die Kunze-Version eines seiner für Herman van Veen geschriebenen Lieder und die ultimative Rock-Hymne „Won't Get Fooled Again", waren die Höhepunkte dieses denkwürdigen Konzerts in „Räuberzivil".
Schweißgebadet, aber glücklich, verließen HRK und seine Mitstreiter erst nach mehreren Zugaben die Lyz-Bühne. Wohl wissend, dass sie ein anspruchsvolles Publikum bestens bedient hatten.
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