Heinz Rudolf Kunze & Purple Schulz

2008

Gemeinsame Sache mit Gegensätzen

„Gemeinsame Sache“ machten zwei Musiker auf der Bühne des Theaters: Purple Schulz aus Köln, der die musikalische Reihe gleichen Titels konzipierte, und Heinz Rudolf Kunze, Ex-Osnabrücker mit Wohnsitz in Hannover. Begleitet wurden die so unterschiedlichen Charaktere von Wolfgang Stute und Josef Piek.

Rock ’n’ Roll im Theater: Purple Schulz spielt auf dem Piano eine markante Tonfolge, Heinz Rudolf Kunze und Josef Piek steigen mit ihren Gitarren ein, Wolfgang Stute klopft auf der Cajón, der spanischen Rhythmuskiste, den Beat. Das kann nur ein Stück von The Who sein, schießt es einem durch den Kopf. Tatsächlich hat Kunze den Titel „Won’t Get Fooled Again“ aus der wilden Anfangszeit der britischen Truppe als letzte Zugabe ausgewählt, den er mit bebender Stimme und angestrengter Miene interpretiert. Da kommt Leben in die heiligen Theaterhallen. Danach verabschieden sich die Musiker, Kunze wischt sich den Schweiß von der Stirn, klemmt sich seinen Textordner unter den Arm, und das Konzert ist vorbei.

Dabei waren die anderen „gemeinsamen Sachen“, die das ungleiche Quartett auf die Bühne brachte, gar nicht so sehr dem Rock verpflichtet, sondern eher beschaulichen Liedern und Balladen, die man gut in einer akustischen Besetzung darbieten kann. Purple Schulz ist der geistige Vater des Konzepts: Er lädt in Köln regelmäßig deutsche Sänger und Sängerinnen zu Konzerten ein, für die es keine langen Proben, sondern nur vorherige Programmabsprachen gibt. Als Kunze an der Reihe war, funkte es zwischen den beiden offenbar so gewaltig, dass daraus eine Art offene Tournee wurde, die das Ensemble jetzt auch in die alte HRK-Heimat führte.

Wirklich amüsant

Die alte Weisheit, dass Gegensätze sich anziehen, bewahrheitet sich in dieser Gruppierung, denn gerade was den Humor und die Entertainmentqualitäten der beiden angeht, könnten sie unterschiedlicher nicht sein: Hier der kölsche Jung, der burschikos mit dem Publikum spricht (und dafür von Kunze als „Rampensau“ betitelt wird), der heitere Geschichten erzählt, eine grandios-ekelige Xavier-Naidoo-Parodie exerziert („Blutwurst in Mannheim und Jerusalem“) und seinen 80er-Jahre-Pophit „Sehnsucht“ in eine großartige Chanson-Form gießt. Dort der intellektuelle Musiker und Texter, der Johnny Cash mit einem Sequoia-Baum vergleicht („Der wächst und wächst, bis er tot umfällt“), der seinen Programmteil eigentlich „spröde“ gestalten wollte, mit wenig bekannten Songs, dann aber doch Finden Sie Mabel, Aller Herren Länder, Lola und sogar den Zugabenhit Wenn du nicht wiederkommst interpretiert.

So bekommt das Publikum eine abwechslungsreiche Show geboten, die durch Pieks feines Gitarrenspiel und Stutes Cajon-Rhythmen zusätzlich belebt wird. Apropos unterschiedliche Charaktere: Blickt Heinz Rudolf Kunze da etwa irritiert, als Purple Schulz sein Lied „Kleine Seen“ fast unmerklich in Michael Holms Schlager „Tränen lügen nicht“ überleitet und das Publikum listig zu lautem Mitsingen animiert? Ein wirklich amüsanter Abend.

Tom Bullmann, Neue Osnabrücker Zeitung, 8. Juli 2008

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