Heinz Rudolf Kunze beim Signieren (Foto: Lina Timm)

Musiker zum Anfassen: Heinz Rudolf Kunze (li.) trat in der Timmendorfer Trinkkurhalle auf.

2008

Viel Applaus – Kunst kommt von Kunze

Timmendorfer Strand – "Deutschland ist auf dem Weg in den Abgrund. Bitte machen Sie sich Sorgen." Das war einer der ersten Sätze von Sänger Heinz Rudolf Kunze, der bei der ersten "Showtime am Samstag" am Abend in der Timmendorfer Trinkkurhalle auftrat.

In musikalischer Begleitung von Wolfgang Stute holte Kunze zu einem verbalen Rundumschlag zur "Lage der Nation" aus – und begeisterte damit die gut 250 Zuschauer. "Der Andrang war so groß, wir mussten sogar Gäste abweisen", sagt TSNT-Geschäftsführer Christian Jaletzke. Doch diejenigen, die in der gefüllten Trinkkurhalle noch einen Platz bekommen hatten, wurden nicht enttäuscht.

"Wer das Wort ,Volkshochschule' erklären kann, gewinnt in fünf Jahren bei Günter Jauch die Million", las Kunze aus seinem Buch Ein Mann sagt mehr als tausend Worte. In diesem finden sich satirische Texte zu fast allen Bereichen des täglichen Lebens – An vielem kommt Kunze nicht ohne ein paar spitze Worte vorbei. Verletzend sind diese aber nicht – und sie wechseln sich mit Passagen ab, bei denen der gesamte Saal begeistert lacht und Beifall klatscht.

So zum Beispiel, als der 51-Jährige munter von den beiden "Sugar Daddys" erzählte, die sich "Swetlana und Tatjana" aus St. Petersburg haben kommen lassen und mitunter sogar tauschen. "Also nicht ich mit meinem Kumpel, sondern ich mit Tatjana und er mit Swetlana." Auch die Jugend wird mit "Wir wollen eine gerechtere Verteilung des Hungers – also mehr Hunger für alle!" und "Unser Dorf muss Döner wurden" aufs Korn genommen.

Und das "Liebesgedicht zum Frühling" beschrieb endgültig, was in Kunzes Buch für Literatur ist: "Du bist doof wie das Wetter" und "Du bist so was von peinlich, da wird einem schlecht" lauteten die Zeilen über die Geliebte.

Zwischen seinen humorvollen Passagen spielt Wolfgang Stute auf der Gitarre. Dass die beiden schon länger zusammen arbeiten, merkt man hier sehr schnell, denn immer wieder gibt es Spitzen gegen den einen oder anderen, die zusätzlich amüsieren. "Wolfgang Stute und ich haben uns vor fünf Jahren kennen gelernt, seit vier Jahren gestaltet er meine Lesungen erst nur am Anfang und am Ende, nun auch zwischendrin musikalisch mit", so Kunze.

Diese Form kommt auch beim Publikum an, Christian Jürs ist extra aus Lübeck angereist, um Kunze zu sehen. "Das ist schon meine achte Veranstaltung mit ihm und immer sind die Texte und die Musik sehr gut", so der 31-Jährige. Für Timmendorf konnte er auch Elisabeth Jürs, Nicole Schneider und Meike Brückner begeistern, die sich gleich Buch und CD gekauft und von Kunze persönlich signieren ließen.

Schreiben oder singen, das ist für Heinz Rudolf Kunze keine Entscheidung. "Das Schreiben ist eine sehr einsame aber notwendige Tätigkeit, bei den Auftritten kann ich mir die Energie und den Beifall wieder abholen." Was viele nicht wissen: Schon Anfang der Achtziger hatte der Macher von Dein ist mein ganzes Herz zur Feder gegriffen. "Ich habe aber erst in den vergangenen Jahren begriffen, dass Satire auch ein Markt ist", so Kunze. Im Herbst aber wolle er erst einmal ins Studio: "Dann wagen wir sogar ein Doppelalbum voll mit neuen Hits."

Eine Kostprobe seines Gesangs gab er auch in der Timmendorfer Trinkkurhalle. So konnten die Zuhörer zum Abschluss neben einem energischen Gitarrenduo von Stute und Kunze auch den Hit Aller Herren Länder genießen und würdigten dies mit stehenden Ovationen.

Lübecker Nachrichten, Lina Timm, 1. April 2008

Copyright & Datenschutz Heinz Rudolf Kunze Top