Heinz Rudolf Kunze

2008

Mit punktuellen Wahrheiten das Lebensgefühl beeinflussen

Interview mit Heinz Rudolf Kunze

Kurz vor seinem Auftritt in Frielendorf-Leimsfeld unterhielt sich Nordhessennews-Redakteur Rainer Sander mit dem Musiker, Autor und Arrangeur Heinz Rudolf Kunze. Hier das vollständige Interview im Wortlaut.

Nordhessennews: Sie haben eine intensive Deutschrockvergangenheit. Beschäftigt Sie die noch sehr oder sind Sie davon jetzt weg?

Heinz Rudolf Kunze: Nein, davon bin ich auf keinen Fall weg. Ich habe vorgestern eine Tour beendet – mit meiner Band, mache aber viele solcher literarischen Veranstaltungen mit musikalischer Begleitung. De Facto sogar mehr. Eine Band ist eben auch ein gewisser Aufwand. Hier kann man mit kleinem Besteck anrücken.

Nordhessennews: 1980 haben Sie angefangen. Fühlt man sich nach 28 Jahren im Musikgeschäft als Legende, darf man das schon sagen?

Heinz Rudolf Kunze: Viele sagen das, die Frage höre ich häufig! Ich bin einfach dankbar, dass ich so lange etwas machen durfte. Und ich habe in dieser langen Zeit ja auch viele Kollegen kommen und gehen sehen, die gar nichts mehr machen. Insofern ist es schön, wenn man noch mitspielen darf. Ob das schon für eine Legende reicht, weiß ich nicht?

Nordhessennews: Das mögen Andere beurteilen. Sie sind unterwegs mit „kleinen Konzerten", „großen Konzerten", Lesungen, Musical und alles fast parallel zueinander. Ist das inspirierend oder schwer, manchmal umzuschalten?

Heinz Rudolf Kunze: Es ist manchmal eine gewisse Konzentration nötig, im richtigen Moment den Hebel wieder umzulegen und umzuschalten. Und das Andere wieder abzurufen...

Nordhessennews: Vor einer Woche Semperoper, heute Schützenhaus, das ist schon etwas anderes?

Heinz Rudolf Kunze: Aber das geht ganz gut! Ich langweile mich schnell zu Hause und werde dann auch unleidlich. Insofern habe ich gerne viel zu tun!

Nordhessennews: Gibt es Präferenzen zwischen den einzelnen Genres in denen Sie sich bewegen?

Heinz Rudolf Kunze: Nein! Ich finde, es ergänzt sich gut gegenseitig und man lernt von dem Einen immer etwas für das Andere.

Nordhessennews: Auf Ihrer Internetseite steht etwas von Poet. Ist es das, wie Sie sich selbst einschätzen?

Heinz Rudolf Kunze: Irgendwo schon. Ich mache mein eigenes „Zeug". Aber das Wort „Poet" benutzen Menschen mit einem etwas spöttischen Unterton. Manche meinen das sehr lieb, aber oft klingt es auch ironisch. Wenn man das Wort ernsthaft sieht, würde ich sagen „Ja"!

Nordhessennews: Der klassische Liedermacher spricht oft eher Frauen an. Die Kartenvorbestellungen für Leimsfeld kamen fast nur von Männern.

Heinz Rudolf Kunze: Aha!

Nordhessennews: Spricht der Künstler Kunze mehr das männliche Publikum an?

Heinz Rudolf Kunze: Durchaus nicht – jedenfalls nicht, wenn er singt! Meine Plattenfirma hat eine Erhebung gemacht. 70 Prozent meiner Plattenkäufer sind Frauen!

Nordhessennews: Dann sind Schwälmer einfach anders drauf!

Heinz Rudolf Kunze: (lacht) Ja!

Nordhessennews: Im niedersächsischen Wahlkampf hat man Ihnen die Nähe zu Christian Wulff unterstellt. Sie haben daraufhin mit einem offenen Brief reagiert. Sie sind befreundet mit Herrn Wulff?

Heinz Rudolf Kunze: Das hat sich vor vielen Jahren so ergeben, als er noch in der Opposition war! Bei mir sind politische Schulterschlüsse sehr selten geworden. Aber wenn man mit Leuten befreundet ist, macht man schon eine Ausnahme!

Nordhessennews: Traditionell hat man Sie früher eher „links" vermutet?

Heinz Rudolf Kunze: Ich bin parteilos! Also ich bin nicht mehr in der SPD! Das bin ich seit zehn Jahren nicht mehr und suche mir meine Wahrheiten punktuell.

Nordhessennews: Kann Musik, kann Kunst Gesellschaft beeinflussen?

Heinz Rudolf Kunze: Auf eine gewisse Weise schon, weil sie ja mit eingeht in das Lebensgefühl der Menschen. Also nicht direkt. Man kann nicht mit Musik etwas aushebeln oder beseitigen! Aber man kann zur Stimmungslage im Land hoffentlich etwas Positives beitragen.

Nordhessennews: Vielen Dank Herr Kunze, wir wünschen Ihnen für das Konzert heute Abend viel Erfolg!

NordhessenNews, Rainer Sander, 25. Februar 2008

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