Cover der Single "Kleider machen Liebe"

2007

Alles, was ein Musical braucht: „Kleider machen Liebe“ startet am Herrenhäuser Barocktheater

Mitreißende Musik, Wortwitz, gut einstudierte Tanzszenen: Das neue Open-Air-Musical von Heinz Rudolf Kunze und Komponist Heiner Lürig am Herrenhäuser Barocktheater in Hannover begeistert unter freiem Himmel. Das lässt auf viel Erfolg beim Publikum hoffen.

Vier Jahre lang lief im Herrenhäuser Barocktheater die Open-Air-Produktion Ein Sommernachtstraum des Rockpoeten Heinz Rudolf Kunze und seines Komponisten und Produzenten Heiner Lürig. Mit fast 80000 Besuchern gehörte sie zu Hannovers erfolgreichsten Theaterproduktionen. Diesen Triumph wollen Autor und Komponist jetzt mit dem Musical „Kleider machen Liebe oder: Was ihr wollt“ unter der Regie von Christian von Götz wiederholen. Und wie es aussieht, wird ihnen das im spektakulären Bühnenbild von Michael Goden auch gelingen. Neben einer siebenköpfigen Live-Band steht erstmals auch die neu gegründete Musical-Company des „Theater für Niedersachsen“ (ehemals Landesbühne Hannover) auf der Bühne.

„Durch dieses Stück müssen wir durch. Wenn Kleider Liebe machen, läuft alles aus dem Ruder“, sagt Heinz Rudolf Kunze, greift routiniert in seine reichhaltige Erfahrungskiste, orientiert sich locker an Shakespeare, würfelt die Namen der Akteure nach Art von Anagrammen durcheinander, macht aus Illyrien mit genialem Schwung Allürien und fördert alles zutage, was ein Musical so braucht: gut einstudierte Tanzszenen, viel farbiges Licht, mitreißende Musik und flinke Texte mit Wortwitz. Dass Kunze dabei kalauernd manchmal auch über das Ziel hinausschießt, lässt den angestrebten Lachfaktor allerdings nicht immer so hoch schnellen, wie er vielleicht geplant war.

Ganz nach dem Motto: „Jetzt mach mal nicht wie die Fischerchöre, jetzt mach doch mal rockig“, gibt sich auch die Musik. In einem attraktiven Bogen von romantischer Ballade, über ein deftiges Sauflied und mitreißenden Rock reicht sie bis zum fast barocken Schreittanz mit Ohrwurm-Ambition. Das alles gewinnt nach einem etwas behäbigen Beginn zunehmend an Fahrt und erreicht seine Höhepunkte in der raffinierten Ausleuchtung bei zunehmender Dunkelheit. Dann bekommen auch die Akteure auf der Bühne zunehmend darstellerische und sängerische Strahlkraft.

Als gelb bestrumpfter Valio „performt“ Steffen Häuser und macht damit eine gute Figur. Als ständig bezechte Junker von Knüll und Junker von Kalkbarth gefallen Florian Hacke und Fabian Joel Walter gemeinsam mit ihrer – Achtung Wortspiel - Sufflöse Maureen Wyse. Als Viola entwickelt Michaela Linck androgynen Charme und Stephanie Weiß ist eine bedauernswerte Gräfin, deren Liebe auf eine harte Probe gestellt wird.

Ausgesprochen wendig und mit vielen künstlerischen Facetten agiert Jens Krause. Als Narr bespiegelt er sich und seine Umwelt mit einer Puppe, die – „gell, Heinzi“ – unverkennbar die Züge Heinz Rudolf Kunzes trägt. Nun ja, ein bisschen Eitelkeit darf sein.

Am Schluss gab es starken und begeisterten Premierenbeifall. Dass einige dabei wie von der Tarantel gestochen aufspringen und die dahinter Sitzenden zwingen, das selbe zu tun, gehört wohl inzwischen zu den schlechten, weil völlig bedeutungslosen Angewohnheiten in diesem Genre.

Cellesche Zeitung, Hartmut Jakubowsky, 6. August 2007

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