Heinz Rudolf Kunze

2006

Lob für den Rock-Veteranen

Er ist offensichtlich ein Sammler von i-Tüpfelchen. Nach einer Karriere mit zahllosen Höhepunkten und Auszeichnungen setzt Rockdichter Heinz Rudolf Kunze noch einen drauf: Für sein Lebenswerk erhält er den Praetorius-Preis des Landes Niedersachsen.

Ministerpräsident Christian Wulff wird die Auszeichnung im Oktober verleihen. Die mit jeweils 5000 Euro dotierten Nachwuchspreise gehen an den 22-jährigen Hornisten Claudius Müller, den 26-jährigen Kontrabassisten Nabil Shehata und an das Jazz-Quintett „Tee mit Sahne”.

Der Praetorius-Preis wird zum zweiten Mal vergeben, jedenfalls unter diesem Namen. Zuvor hieß die Auszeichnung schlicht Niedersächsischer Musikpreis. Der neue Name, der an den Wolfenbütteler Renaissance-Gelehrten und Musiker Michael Praetorius erinnert, ist nicht die einzige Veränderung. Neben dem Hauptpreis werden seit vergangenem Jahr auch Nachwuchspreise vergeben und Institutionen geehrt, die sich um die Musikwirtschaft Niedersachsens verdient gemacht haben. In diesem Jahr wird die Ballett Gesellschaft Hannover für ihr 20-jähriges Engagement – unter anderem die Organisation des internationalen Nachwuchs-Choreographenwettbewerbs – ausgezeichnet, ebenso die Klavierbaufirmen Schimmel und Grotrian-Steinweg.

Der Hauptpreisträger ist selbst schon eine Institution. Heinz Rudolf Kunze steht für eingängigen Rock mit nachdenklichen, mitunter ironischen Texten. Den Durchbruch schaffte er 1985 mit dem Ohrwurm Dein ist mein ganzes Herz. Auch das ein Jahr später veröffentlichte Album Wunderkinder stürmte die deutsche Hitparade. Nach einem vorübergehenden Karriereknick feierte Kunze mit dem Album Brille 1991 ein erfolgreiches Comeback. Danach folgten Plattenproduktionen im Zwei-Jahres-Rhythmus. Kunze hat zudem zahlreiche Musicals übersetzt. Sein rockig vertonter Sommernachtstraum von Shakespeare wurde vor drei Jahren im Gartentheater von Herrenhausen uraufgeführt und begeistert seitdem jede Saison das Publikum.

Die prämierten Nachwuchskünstler können schon beachtliche Erfolge vorweisen. Hornist Claudius Müller hat den Bundeswettbewerb „Jugend musiziert” im Alter von 17 Jahren gewonnen und stand prompt im Licht der Öffentlichkeit. Die HAZ hatte den talentierten Musiker damals durch den gesamten Wettkampf begleitet. Später ging er auch aus internationalen Wettbewerben als bester Solist hervor. Zurzeit studiert er in Berlin an der renommierten Hochschule für Musik „Hanns Eisler” und absolviert ein Praktikum an der Semperoper in Dresden. Die fünf Jazzer von „Tee mit Sahne” haben sich erst vor zwei Jahren zusammengetan und kurz darauf den Wettbewerb „Jugend Jazzt Niedersachsen” gewonnen. Ihr Repertoire reicht von Swing bis Modern Jazz.

Einer der Nachwuchsstars hat jetzt schon Karriere gemacht. Kontrabassist Nabil Shehata gewann ebenfalls zahlreiche internationale Wettbewerbe und belegte Meisterkurse in Japan und Israel. Jetzt bekleidet der in Kuwait geborene und in Achim aufgewachsene Musiker die Stelle des ersten Solokontrabassisten bei den Berliner Philharmonikern – und ist damit jüngstes Mitglied des Orchesters. Vielleicht ein heißer Kandidat für die Hauptauszeichnung des Praetorius-Preises in einigen Jahren?

Schinkel, HAZ, 14. Juli 2006

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