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Zyniker am Ort seiner Kindheit
Der richtige Ort zur richtigen Zeit: Im Rosenhof tritt der von vielen Osnabrückern immer noch als "Sohn der Stadt" empfundene Deutschrocker Heinz Rudolf Kunze mit seiner Band Verstärkung auf, und es zeigt sich, dass ihm dieses Raumformat passt.
Fast ausverkauft ist der Veranstaltungsort, so dass keine Fans abgewiesen werden müssen, wie vor Jahren in der Lagerhalle, als er dort das musikalisch-literarische Programm Wasser bis zum Hals steht mir präsentierte. Und es besteht auch nicht die Gefahr, dass sich der Hyde Park oder die Stadthalle vielleicht als nur halb voll erweisen. Im anheimelnden Ambiente des Ex-Kinos fühlt sich der Wahlhannoveraner sichtlich wohl: "Guten Abend im Rosenhof, einem Ort meiner Kindheit", begrüßt er das Publikum und erwähnt, dass er hier mit sechs Jahren seinen ersten Kinofilm gesehen habe: "Winnetou 1". Einen passenden Song hat er auch auf Lager: Wunderkinder von 1986.
Eröffnet hat Kunze seinen Querschnitt durch mehr als zwanzig Jahre Musikerdasein mit dem Opener-Song seines aktuellen Albums Das Original: Immer für dich da singt er und schließt gleich Mein wahres Gesicht an, um klar zu machen, dass die neuen Lieder das "Unverwechselbare" an ihm verdeutlichen sollen. Was finden wir da? Eine unverwechselbare Stimme, ein unverwechselbares Gesicht, egal ob mit Bart oder Brille, unverwechselbare Texte, die sich meist zynisch-lyrisch mit den Dingen, die uns umgeben, auseinander setzen. Und auch die Musik ist meist unverwechselbar, obwohl Kunze durchaus das eine oder andere musikalische Zitat aus der Musikgeschichte in seine Kompositionen einfließen lässt. Was wären seine Songs ohne die Kinks und den Rock 'n' Roll. So lässt er sich sogar zu einer Version des Velvet Underground-Titels "Waiting For My Man" auf Englisch hinreißen. Bleiben nur noch die typischen Kunze-Melodien, die jedem durch Ohrwürmer wie Dein ist mein ganzes Herz in die Gehörgänge einbetoniert sind. Seinen größten Hit hat Kunze mal wieder im Programm – zur Freude des Publikums.
Die junge Verstärkung, die ihm vor zwei Jahren der Produzent Franz Plasa vermittelte, rockt frisch drauflos, unterstützt von seinem langjährigen Gefährten Heiner Lürig, den Kunze nach zweijähriger Auszeit wieder ins Boot holte. Und natürlich ist zwischen den Liedern auch wieder Platz für gesprochene Texte, in denen der Rock-Poet aktuelle Politik und Zeitgeist seziert.
Das Konzert findet mit der balladesken Version des Intros Immer für dich da - genau wie auf der Platte – seinen Abschluss, doch das Publikum ist natürlich nicht zufrieden und will mehr HRK: Wenn du nicht wiederkommst singen die Fans, und Heinz Rudolf bedankt sich mit vier Zugabenblöcken.
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