Heinz Rudolf Kunze

2005

Heute ist Sonntag

Dreiundzwanzig Sonntagsfragen an Heinz Rudolf Kunze, Deutschrocker

Was liegt auf dem Nachttisch?

Ein Notizblock zum schnellen Festhalten der wirren Einfälle des Schlafes.

Und wer liegt neben Ihnen?

Gehobene Deutschrockgroupies, die unentwegt murmeln: Mißbrauch mich, bitte mißbrauch mich. Nein, Scherz. Meistens niemand.

Was bedeutet für Sie Glück?

Die Fähigkeit, es dauerhaft zu genießen.

Sind Sie ein Sonntagskind oder haben Sie sich erkämpft, was Sie sind?

Oh nein. Ich wurde nicht mit einem Silberlöffel im Mund geboren. Als Kind von Vertriebenen muß man sehen, wo man bleibt.

Sonntagsläuten

Wenn ich es höre, denke ich...

...was für ein liebenswert altmodischer Wecker.

Welche Musik werden Sie heute hören?

Alles zwischen Pachelbel und Selfish Cunt.

Wann haben Sie zuletzt gebetet (verraten Sie uns, um was)?

Ich bete eigentlich täglich. Um alles, was man so braucht.

Gott ist...

...eine sehr gute Idee, die sich, so hoffe ich doch stark, selbst erfunden hat.

Der Mensch ist...

...weder grundsätzlich gut noch schlecht. Nahezu unendlich formbar.

Sonntagsbraten

Der Duft löst bei mir...

...herrlichen Hunger aus, da ich kaum je frühstücke.

Familie ist...

...ein schönes ruhiges Gegengewicht zu meinem verrückten Job.

Heimat ist...

...der deutschsprachige Kulturraum. Ich bin so oft umgezogen, daß ich keine konkretere habe.

Deutschland bedeutet mir...

...eine der schwierigsten und spannendsten Heimaten, die auf der Welt möglich sind.

Wen laden Sie zu ihrem letzten Mahl und was wird serviert?

So viele Freunde, wie an die Austernbar des KaDeWe passen. Und dann: Gib ihm.

Sonntagsspaziergang

Wohin?

Einmal um den Block mit den Hunden.

Was war der schönste Weg Ihres Lebens?

Die beiden Male in den Kreißsaal für Sohn und Tochter.

Was war der schwerste Weg Ihres Lebens?

Auf den Friedhof wegen meines ersten Gitarristen und meines Vaters.

Ihr bester Freund: Was macht ihn aus?

Daß er mir alles sagen kann und weiß, wann er es besser bleiben läßt.

Hat Sie einmal jemand gerettet (und wovor)?

Mein erster Gitarrist. Vor dem Lehrerberuf.

Morgen ist Montag

Was erwartet Sie?

Entweder ein Wirbelsturm von Terminen oder geduldiges Heranpirschen an Einfälle auf dem Sofa.

Woran arbeiten Sie gerade?

An mir.

Was können Sie am besten?

Meine Fußspitzen mit geschlossenen Hacken auseinanderdrehen - über 180 Grad!

Was fällt Ihnen schwer?

Geduldig zu sein und Dummheit zu verzeihen.

Berliner Morgenpost, 28. August 2005

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