Heinz Rudolf Kunze 2003

2004

"MUT"-Preis für Regina Görner

Gestern Abend in der Alten Handelsbörse: Rund 200 geladene Gäste aus Politik, Kultur und Gesellschaft wohnten der Einladung des Leipziger Vereins "Irrsinnig Menschlich" zur Verleihung des "MUT-Preises 2004 für politisches Handeln zugunsten psychisch kranker Menschen" bei. Die Auszeichnung erhielt die 54-jährige, inzwischen aus dem Amt geschiedene saarländische Ministerin für Frauen, Arbeit, Gesundheit und Soziales, Regina Görner (CDU).

Die Laudatio hielt Regina Schmidt-Zadel. Die frühere Vorsitzende des Bundestags-Gesundheitsausschusses ist die Vorjahres-Preisträgerin. Als Ehrenjurorin würdigte sie nun Vornamensvetterin Görner als eine Politikerin, die sich stets in der Pflicht sehe, um Verständnis für Menschen mit psychischen Erkrankungen zu werben. Nicht zuletzt habe Regina Görner ein bundesweites Modellprojekt initiiert, mit dem Schwerbehinderten eine Tätigkeit im ersten Arbeitsmarkt ermöglicht werden soll. Die Ministerin ließ noch gestern Abend wissen, dass sie das mit der Auszeichnung verbundene Preisgeld in Höhe von 1500 Euro dem saarländischen Landesverband der Angehörigen psychisch Kranker stiften wird.

Während der Gala wurden außerdem Jürgen Zimmermann, Leipzigs früherer Sozial-Beigeordneter, sowie die frühere sächsische CDU-Landtagsabgeordnete Christine Clauß geehrt. Ersterer kämpfte an der Pleiße für den Aufbau einer gemeindenahen Psychiatrie, letztere engagierte sich für das Projekt "Lebensräume zur Bewältigung seelischer Krisen" des Leipziger "Wege"-Vereins.

An dem von TV-Frau Uta Bresan moderierten Abend warteten Künstler wie Entertainer Bert Callenbach und Kabarettistin Carolin Fischer mit jeweils ganz eigenen Beiträgen zum Thema "Verrücktsein" auf. Und mit viel Beifall auch bedacht: Heinz Rudolf Kunze, dem es "ein Bedürfnis ist, betroffenen Mitbürgern beizustehen". Keiner könne sicher sein, nicht selbst eines Tages seelisch zu erkranken, so der Musiker. "Ohne mit den Befindlichkeiten meines Berufes kokettieren zu wollen - gerade auch meine Tätigkeit bewegt sich permanent in dem Grenzbereich, den verständnislose 'Normale' als 'verrückt' bezeichnen. Wenn also ich kein Verständnis für irrsinnig menschliche Menschen hätte - wer dann?", so Kunze.

Der 2000 gegründete Leipziger Verein Irrsinnig Menschlich ist der erste in Deutschland, der sich der Öffentlichkeitsarbeit in der Psychiatrie widmet. Zu den Mitgliedern gehört Bundestagsabgeordnete Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP). Den MUT-Preis lobte der Verein erstmals im Vorjahr aus: Neben Schmidt-Zadel erhielt ihn auch der rheinland-pfälzische Ministerpräsident Kurt Beck (SPD). "Für 2004 hatten Bürger, Verbände und Organisationen noch mehr Politiker vorgeschlagen", so Manuela Richter-Werling vom Verein. Letztlich habe es 19 Nominierungen gegeben. Dass das Thema "psychisch krank" nicht länger mit Vorurteilen behaftet und öffentlich tabu bleiben soll, dazu ermutigte auch dieser Abend.

Angelika Raulien, Leipziger Volkszeitung, 12. November 2004

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