Mirja Regensburg als "Helena" (Foto von Annette Krüger)

Helena: Eigentlich kaum auszuhalten was die dumme Liebe aus uns macht

2003

 

Neuübersetzung und Songtexte: Heinz Rudolf Kunze
Musik: Heiner Lürig
Inszenierung: Gerhard Weber
Musikalische Leitung: Wolfgang Stute
Bühnenbild: Manfred Breitenfellner
Kostüme: Petra Beyer
Dramaturgie: Peter Oppermann

Herrenhäuser Sommernachtstraum – Musical

Während die Nation von Hitzerekorden spricht und sich in vielfältigen Spekulationen über die Ursachen ergeht, bietet Hannover dieser Abende in den lauwarmen Herrenhäuser Gärten Ein Sommernachtstraum frei nach Shakespeare. Stunde und Ort bieten ganz sicher ein geeignetes Ambiente. Seit dem 31. Juli 2003 spielt in den Herrenhäuser Gärten die "Landesbühne Hannover" auf, eine Neuinszenierung unter wolkenlosem Himmel und auf einer der schönsten Freilichtbühnen Deutschlands.

Namentlich lässt der Stammbaum der Inszenierung Shakespeare/Kunze/Lürig aufhorchen. Song- und Neutexte schrieb der seit nunmehr fast zwanzig Jahren neuhannoveraner Rockliedermacher Heinz Rudolf Kunze, die Musik dazu lieferte sein langjähriger Partner Heiner Lürig. Aus dem Gebilde der Urfassung ist ein Werk entstanden, welches den Punk und Tand der heutigen Zeit ernst und auf die Schippe nimmt. Elfen schwirren wie bunte Vögel durch den Wald. Das ewig alte Thema Liebe greift in die Kisten der Beziehungs- und Sexgerüchteküchen und dabei hat Heinz Rudolf Kunze, der sich vor seinem Kollegen Shakespeare und dessen Werk nach eigenen Aussagen nicht fürchtet, immer die Achtung vor dem Meister bewahrt.

Szenenbild (Foto von Annette Krüger)
Dein ist mein ganzes Herz, du bist mein Reim auf Schmerz, wenn es nicht Liebe ist, dann muss es Shakespeare sein
Hierbei handelt es sich nämlich um Musik. Hannover hat ein Musical – dazu eines, dass zunächst Unspektakuläres aufwartet. Ein paar Strahler in der Nacht, griechische Bühnenstatuen in kitschiger Goldbemalung, Mamorsäulen aus Pappe, davor ein rotes Sofa. Nach hinten ein unendlich scheinender Waldweg, eine Flucht zwischen zwei abgrenzenden Gartenhecken. Der Hintergrund des Bühnenbildes: der echte, immer stärker dunkelnde Abend- und Nachthimmel.

Für ein humoreskes Durcheinander sorgt der rot perückte Hofnarr Puck, ein seltsam bunter Vogel mit großem Vergnügen am Liebesleid kompliziert verbändelter Teenager im Elfenwald, homoerotisch seinem Herrn König Oberon zugetan und durchaus bereit, an die Seite der Titania einen buchstäblichen Esel zu zaubern. Währenddessen üben grobe Handwerksgesellen pfeifend mit Fahrrädern unterwegs ein Singspiel. Unbeholfen wird es auf der Hochzeit des Herzogs Theseus mit Hippolyta aufgeführt. Das Durcheinander wird deutlich in den Zeilen des Liedes: "Was die dumme Liebe aus uns macht!" –

"Liebe lässt dich Tag behaupten
Mitten in der Nacht
Liebe macht aus Schreckgestalten
Wesen voller Pracht
Wehe allen die der Liebe glaubten
Eigentlich kaum auszuhalten
Was die dumme Liebe aus uns macht."

Text nach William Shakespeare von Heinz Rudolf Kunze

Glasklar ertönen die Stimmen sauber verstärkt in zart bewegter warmer Abendluft; vergnüglich mag das Publikum zum rockigen Sound mitklatschen. Das gediegene Forum weicht spätestens bei der Shakespeare – Version des HRK-Klassikers Dein ist mein ganzes Herz auf! Zum vertrauten Hit eine Sprache, die den großen zeitlosen Dramaturgen nur unterstützt. Zum Ende brennt tief im Elfenwald ein Herz.

Denn wie heißt es dort so schön: "Dein ist mein ganzes Herz, du bist mein Reim auf Schmerz, wenn es nicht Liebe ist, dann muss es Shakespeare sein!"

Oder Kunze/Lürig und die Herrenhäuser Gärten zu Hannover.

Matthias von Schramm, Gruppe 4W, 11. August 2003

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