Heinz Rudolf Kunze live 2003 (Foto von Gerald Erdmann)

2003

Rockiges Credo

Heinz Rudolf Kunze in der Muffathalle

"Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne" – diese Zeile von Hermann Hesse gab Heinz Rudolf Kunze am Sonntag in der Muffathafle als Motto für den Abend vor. Mit stark verjüngter Band hat der 46-Jährige gerade seine neue CD Rückenwind eingespielt. Und was das Album schon andeutete, das Konzert bestätigte es: Es ist der Sprung in eine neue, wieder deutlich rockigere Kunze-Ära.

Ein Neubeginn also nach 17 Jahren an der Seite seines kongenialen Partners Heiner Lürig. "Es muss das Herz bei jedem Lebensrufe/bereit zum Abschied sein und Neubeginne", schreibt Hermann Hesse, und Kunze lässt den Worten seines "schwäbischen Kumpels" Taten folgen: Musik. Und die ist gitarrenlastiger, kantiger als früher. Stücke wie Da müssen wir durch oder Wozu Feinde lassen vergessen, dass Kunze schonmal Gefahr lief, in the Schnulzen Ecke gedrängt zu werden. Doch man merkt, dass er "mit Leib und Seele" Rocker ist.

Musikalisch ist das alles im ersten Teil zwar nicht perfekt abgestimmt. Aber es macht ebenso Laune wie seine wie immer geschickt eingestreuten Sprechtexte und Balladen. Auch Kunzes Verstärkung harmoniert im Laufe des Abends immer besser und erstaunlicherweise ausgerechnet beim älteren Songmaterial. Neu instrumentiert bekommen Stücke aus Kunzes Liedermacher-Zeiten wie Noch hab ich mich an nichts gewohnt oder Folgen Sie mir weiter neue Qualität. Lediglich das Balkonfrühstück mutet etwas altbacken an.

Wenn Kunze schließlich mit dem ihm eigenen Augenzwinkern "mein Eighties-Revival" einläutet, ledert die Band richtig los: Vertriebener, Kunzes Künstler-Credo Meine eigenen Wege oder Ich glaub es geht los vermitteln puren Spielspaß. Mit Draufgänger, Finden Sie Mabel und Dein ist mein ganzes Herz setzt Kunze noch eins drauf. Nach vier Zugaben haben the Fans den "Neubeginn" längst abgesegnet – ganz im Sinne Hesses: "Wohlan denn, Herz, nimm Abschied und gesunde".

Wolfram Porr, Münchner Merkur, 13. Mai 2003

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