"Widersprecht mir!"
Mit Lyrik zwischen allen Pop-Stilen: Heinz Rudolf Kunzes neue CD Wasser bis zum Hals steht mir
Ein bißchen ambitionierter als andere war er schon immer. Das brachte ihm zuweilen den Ruf eines etwas überkandidelten Intellektuellen ein – und dann wieder den der schärfsten Brille, die es in der deutschen Liedermacher-Szene gibt. Irgendwo dazwischen bewegt sich der Sänger Heinz Rudolf Kunze im Moment – mit der neuen CD Wasser bis zum Hals steht mir.
Das Titelwortspiel zeigt, daß Kunze (45) noch immer ein blitzender Sprachfeiler ist, der sich besonders gern selbst bespiegelt. "Wir sind nicht die Einstürzenden Neubauten, aber die bestürzenden Altbauten", gibt er zusätzlich als Motto zum neuen Programm aus.
"Auf Worten und Klängen surfen" soll sein Publikum und kann das zwischen griffig-rockigen und lyrisch-verschrobenen Nummern. Mal fetzt ein Soul-Rhythmus los, mal seufzt Kunzes Sprechstimme zu gesampelten Hollywood-Klängen über Alte Filme, mal raunt zur Erforschung der eigenen Befindlichkeit ("Ich stinke im Schritt") eine Art Blixa-Bargeld-Refrain die ultimative Formel: So lala. Und im Dialog mit der HipHop-Gruppe le' zon schreit Kunze heraus: Nichts ist so erbärmlich wie die Jugend von heute!. Antwort: "Schau dich doch an, gefickt von der Zeit!"
Er hat Selbstironie, bietet so schöne Wortschöpfungen wie "sachkorpulent", "Lächelfletsch-Zombies" oder "Rülpsschwelle" und bleibt bei allen Stil-Eskapaden überraschend gut identifizierbar. Aber immer wieder gerät Kunze hier in Versuchung, zu zeigen, wie genial er doch ist. Und dann törnt der Wortschwall des Pop-Enzyklopädisten schon mal ab.
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