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1988

Krönung

Wer schreibt in Deinen Augen die originellsten deutschen Texte? Diese Frage stellten wir 20 prominenten Songwritern. Über die Konkurrenz zu urteilen fällt hierzulande bekanntlich besonders schwer. Trotzdem: die meisten der Befragten bekannten sich zu ihren Favoriten.

Heinz Rudolf Kunze

Heinz Rudolf KunzeIch nenne Hans Dieter Hüsch als ersten, weil auf ihn alle Adjektive – gut, witzig, sprachgewandt – zutreffen. Hüsch ist ein Sprachvirtuose, dessen Talentbreite in Deutschland kaum mehr zu finden ist. Ein Autor, der sehr gerne – bewußt oder unbewußt – beklaut wird. Ein Autor, dessen emotionaler Horizont von schrillster Komik bis zu tiefster Traurigkeit so weit gespannt ist, daß man ihn einfach als Übervater anerkennen muß.

Max Goldt ist für mich der herausragende Kurt-Schwitters-Nachfolger mit einem Monty Pythonesken Humor, den man sonst nicht mehr findet. Manfred Maurenbrecher und ich sind wohl diejenigen mit dem akademischsten, studiertesten Bezug zur Sprache. Wir wissen, wen wir zitieren, was Sprache wie bewirkt. Wir sind wohl die, die am weitesten vom Jargon entfernt sind.

Thommie Bayer dagegen ist für mich einer der angenehmsten Vertreter von undogmatisch – linkem Jargon, einer der hartnäckig nicht einsehen will, daß der Geist rechts steht. Joachim Witt gehört zu den wenigen NDW-Musikern, der begriffen hat, daß die Veränderungen nicht nur musikalisch sondern auch sprachlich stattfinden mußten, daß es nicht allein reicht, zackige Rhythmen herauszuhämmern.

(Neben Heinz Rudolf Kunze haben auch Künstler wie Klaus Lage, Udo Lindenberg, Ulla Meinecke, Falco, Wolfgang Niedecken, Nena, Herbert Grönemeyer oder Rio Reiser geantwortet – Anmerkung der Webverstärkung)

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