Die Zeit ist reif

Die Zeit ist reif
für ein Vermummungsverbot für Bankräuber.
Endlich wüßten wir klapp und klar:
Wer vermummt eine Bank betritt,
kommt in unfriedlicher Absicht.
Endlich Rechtssicherheit für eventuelle Geiseln,
endlich weiß der Kassierer, wenn er die Hände hochreißt,
daß er sich nicht etwa vor einem versprengten
Demonstranten lächerlich macht,
der bloß einen Euroscheck einlösen will.
Wer vermummt aufgegriffen wird,
wird als Testangeklagter den offiziel noch gar nicht
existierenden Wehrgerichten unserer olivgrünen
Friedensbewegung übergeben,
er hat mit einstweiliger Erschießung zu rechnen.
Unvermummte Demonstranten sind besonders
hinterhältige Bankräuber auf dem Anmarsch zur nächsten Sparkassenfiliale.
Unvermummte werden wegen Vereitelung eines
Straftatbestandes für mindestens zehn Jahre eingebuchtet in Hochsicherheitstrakte,
die nennen wir dann Schwarze Blöcke,
Spaß muß sein.
Die Kost ist karg: Rheinwasser und Molkemüsli,
einmal im Monat liegt ein Bundespräservativ auf dem Blechnapf,
mit eingebauter Kontaktsperre.
Fernsehen, Radio und palästinensische Schnellfeuergewehre
sind in den Zellen untersagt.
Als Lektüre gibt's weder Bibel noch SPIEGEL,
weder Marx noch Moritz,
nur die Doktorarbeit des Bundeskanzlers und die Bildzeitung,
bei guter Führung mit Schneebrille.
Die Strafe ist mit harter körperlicher Arbeit verbunden:
Kolonnenweise werden die Hausbesetzer, Raketengegner
und Atompessimisten jeden Morgen in die
Kellergewölbe der Bundesbank verbracht,
wo sie den Dollar stützen müssen,
bis sie in die Knie gehen.
Nach Verbüßung der Haft werden sie in die
Deutsche Kolonie in Chile abgeschoben,
wo sie so lange am Strand des Pazifik liegen dürfen,
bis sie braun werden.
Die Zeit ist reif
für endgültige Lösungen.
Keine Laumichel mehr, keine Grauzonen,
bei uns nur noch Pros, bei den Amis nur noch Contras.
Es gibt nur noch Polizisten, Einverstandene,
Kriminelle und Tote.
Und in Bonn dieses zoologisch einmalige Freigehege
für die Trüffelschweine der Vorteilsnahme.