Cover des Buches "Schreibfreiheit"

1979

Der Text zu "Zu Karla übers Wochenende" ist ebenfalls in folgendem Buch erschienen:

Cover des Buches "Deutsche Wertarbeit" Deutsche Wertarbeit

Zu Karla übers Wochenende

Viertelvorzwei den Zug, Ankunft um drei: die Stadt wo Karla wohnt, am Bahnsteig Karla Kuß und komm zuhaus sind wir jetzt ungestört, die Wohnung mittagsschlafensstill, die kleine Schwester schnell begrüßt die stört uns nicht die kommt nicht rein ins Zimmer, o. k. sag ich und dann mal eben mit Karla, viertelvorfünf und Kaffeezeit und Karlas Alte zu Gesicht ich sage Guten Tag dem Alten auch und Blumen hab ich: gottwieschön und für die Vase hatte ich noch nichts, zwei Tassen Tee und Abgeriebenen, das Tischgespräch und Witzchen dann Abräumen Karlas Eltern samt der kleinen Schwester gehen aus, nur Karla noch und ich, o. k. sag ich und dann mal eben mit Karla, dann liegen wir so da Cat Stevens singt bis gegen sieben und es klingelt: Karlas Eltern sind zurück: wir gehen alle essen heute abend Karla sagt oh lecker ja wir sind gleich fertig und schon platzgenommen tief im Audi Hundert wir sind da: Balkanlokal International mit Knoblauchwülsten an der Wand mir bitte Zagrebschnitzel danke keinen Rotwein jedoch obligater Birnenschnaps ein Hickserchen der Alten vielen Dank für dieses wunderbare Essen oh bitte bitte, heimwärts, heut kommt der dritte Teil, viertelvorzehn Nachrichten sehn, Sportstudio mit Kür der Paare, die kleine Schwester muß ins Bett die ist schon vierzehn sieht gut aus der Alte sitzt im Bademantel der geht auch gleich, jetzt nur noch Karla, Alte, ich, die Alte geht: wollt ihr nicht auch neenee wir warten auf die große Schwester die kommt spät die ist bei ihrem Typ, na gut ich geh dann aber macht nicht allzu lang, dann nur noch Karla, ich und Dieter Kürten ich dreh ihn leise abstelln darf ich nicht, Wohnzimmercouch ist mal was Neues, o. k. sag ich und dann mal eben mit Karla, halbzwölf die große Schwester kommt todmüde wir sind auch geschafft ich schlafe heut in Karlas Bettzeug Küßchen, ..., ein blauer Sonntagmorgen Karla knutscht mich wach: das Badezimmer frei, dann Morgen allerseits Kaffee und Ei und Brötchen heut ist Wanderwetter ich leide jedesmal wenn ich bei Karla bin an grausiger Verstopfung und ich will doch so gern scheißen ich fühle mich so dick, zurück in Karlas Zimmer die Wohnung ist gerammelt voll mit Leuten es ist jetzt echt ein Risiko aber sie will ganz nötig, o. k. sag ich und dann mal eben mit Karla, gegen halbzwölf der Typ der großen Schwester: hallowiegehts er kommt zum Essen Essen kommen Suppe Schweinebraten, Pudding, na Kinder was habt ihr denn vor für diesen Nachmittag Spaziergang? Spaziergang, viertelnachzwei die große Schwester kriegt den Autoschlüssel raus an die Luft, Parkwege in Nachmittagsmassen ganz arm in arm gesittet, Wohlwollen der Passanten: Nettejungeleute, Heimweg halbfünf die kleine Schwester vorzeigt ihren Kuchen wieder Kaffee, noch Hoffnung daß ich nun auf die Toilette kann, zwei Stücke Kuchen müssen sein die kleine Schwester strahlt, langliegen dann in Karlas Zimmer Cat Stevens singt und Karla sagt sie möchte wieder ich sage nein da gibt es Abendbrot: Schinken westfälisch gutes Bier da muß man ja, inzwischen mehr Besuch: der Karla ihre Tante angenehm die ißt auch mit am Tisch mir gegenüber und ich trau mich nichts, die Zeit wird knapp viertelvoracht oh Mensch mein Zug Sachen gepackt das Händedrücken hastig beste Grüße tschüß dann bis zum nächsten Mal, mit Karla im Galopp zum Bahnhof, am Bahnsteig Karla Kuß und bitte Türen schließen das Fenster auf Karla gibt Küßchen in die Luft und Abfahrt. Es war schön, sagt Karla. Ja, sag ich.

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