Titelseite von "Wenn man vom Teufel spricht"

2020

Suchen und Finden

Immer wieder sucht man Dinge und findet sie nicht. Jeder kennt das. Jedem passiert das. Mehr oder weniger häufig. Und immer wieder stellt sich heraus: Die Dinge, die man nicht findet, sind genau da, wo man sie sucht. Und man findet sie nicht, weil man zu angestrengt sucht. Man übersieht vor lauter konzentriertem Suchen, dass sie da sind. Weil man einfach nicht glaubt, dass sie genau da sind, wo man sie sucht. Man ist dermaßen auf das Suchen fixiert, dass man das Finden vergisst. Vielleicht will man sie im tiefsten Innern auch gar nicht finden.

Vielleicht will man nur vergeblich suchen. Man ist in das Suchen verliebt. Nicht in das Finden. Weil man sich Vorwürfe machen will. Weil man sich bezichtigen, sich anklagen will, dass man schon wieder Dinge nicht finden kann. Dass man ein zerstreuter Trottel ist. Eine Schlampe. Ein durch und durch unzuverlässiger, verantwortungsloser Mensch. Dass man nichts taugt. Und dass es einem recht geschieht, die Dinge, die man sucht, nicht finden zu können.

Und dann, wenn man sich genügend selbst beschimpft, selbst gedemütigt, selbst gehasst hat. Wenn man es bis zur Neige ausgekostet hat, sich TOTAL SCHEISSE zu finden. Wenn man sich also wieder eingekriegt und beruhigt hat, dann sagt man sich, dass diese Dinge, die man sucht, überhaupt nicht wichtig sind. Völlig unerheblich. Und man hört auf zu suchen. So abrupt, als ob man aus einem bösen Traum erwacht. Und genau in diesem Augenblick findet man die Dinge.

Ich hab ja schon immer gesagt: Gott ist entweder nicht existent oder ein Humorist.

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