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Lebensrhythmus
Uuund auf! Und nieder! Jeden Tag, den Gott werden läßt,
zwanzig Klimmzüge an der eigenen Reizschwelle,
um wieder ins innere Gleichgewicht des Schreckens zu geraten.
Da ich Perfektionist bin, vermisse ich nach drei Wochen Pfeiferauchen
die Stiche im Brustkorb, auch wenn ich nur paffe.
Brust-Korb! Was dadrin wohl alles
zu den Großmüttern getragen wird ... und die Wölfe in den
weißen Kitteln schleifen ihre Zähne (damit sie auch morgen noch herzhaft zubeißen können!).
Pfeiferauchen ist jedenfalls edel. Deutsche Denker
und Pfeifen, das hat etwas
miteinander zu tun.
Zigaretten sind mir zu banal. Mein Leben steht auch so schon
auf der Kippe. Wenn die Vormittage erst mal überstanden sind,
geht es ja. Aber von den Nachmittagen mehr zu verlangen
als ein bißchen Frieden, wäre zuviel verlangt.
Schließlich will die Tagesschau noch durchgestanden sein.
Und dann kommen Freunde. Man hat zwar keine,
aber man hat sich geschworen, Alkohol nie mehr allein zu trinken.
Wenn sie gegangen sind, sitzen sich zwei gegenüber,
ich eine kopflose Minderheitsregierung,
du eine Opposition, die sich verweigert,
wir wissen sehr wohl, daß die alten Aufgaben
neue Mehrheiten brauchten, doch die Meinungen sind
geteilt, die Mauern laufen
kreuz und quer durchs Wohnzimmer,
wir haben uns daran gewöhnt, draußen so vieles affengeil zu finden,
daß uns drinnen vor Berührungsangst die Augenlider flattern.
Wir steigen ins Bett, so wie wir in den Mittelklassewagen steigen,
wenn wir zum Supermarkt fahren. Nur daß das Bett nie
anspringt. Morgen
ist auch noch ein Tag.
Uuund auf!
Und nieder ...!
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