Kein Beispiel mehr

Ich will kein Beispiel mehr geben.
Ich will kein Vorbild mehr für Kinder sein.
Am Rhein stehen schließlich auch keine roten Fußgängerampeln.
Nicki ist immer noch moralischer als Mutter Theresa:
Alle Beispiele, die man nicht einholen kann, sind sittenwidrig.
Um mich herum überall Mundtote,
die nur noch abfaseln, was sie sehen,
und nicht mehr ahnen, was dahintersteckt.
Las ich doch neulich auf einem grünen Wahlplakat,
Zielgruppe spitzfindiger Wähler: "Bei uns
ist jede zweite Abgeordnete ein Mann!"
Unter uns gesagt: Diesen Verdacht hatte ich schon länger.
Mehr Freude, bitte! Und weniger Schuldgefühle!
Keiner von uns ist an irgendetwas schuld, damit müssen wir leben,
und damit läßt es sich auch leichter sterben, wenn uns
irgendeine arabische Bombe erwischt. Schließlich
macht unser Kanzler Politik über den Tellerminenrand des
Augenblicks hinaus.
Wir haben jetzt acht Uhr abends.
Ihr seid freiwillig hier und habt sogar Geld dafür bezahlt.
Stellt euch mal vor, jetzt wäre acht Uhr morgens
und ihr müßtet hier sitzen und ich wäre tatsächlich Lehrer geworden.
Was ich euch da alles beibringen müßte!
Ein kleiner Mittelständler, der 25.000 Mark gewaschen hat,
wird verknackt - und die Deutsche Bank, die größte
Blutspenderin der Parteien, wäscht ungeschoren ihre Hände
in den Schulden der ganzen Welt. In diesem Staat herrscht AIDS,
die Absolute Immunität Der Schurken.
Ihr bleibt hängen, wenn ihr Blackouts habt,
aber der Kanzler bleibt sitzen.
Komischerweise gehört gerade derjenigen Partei die Zukunft,
die will, daß alles so bleibt, wie es war.
Da geh ich doch lieber mit der ganzen Band zur Roten Armee
und gründe 'ne Kampftrinkerstaffel.
Manchmal hoff ich noch, jemand kommt und schlägt die
Windschutzscheibe ein, die mich vom Glück trennt.
Jemand kommt und drückt mir einen ohrenbetäubenden
Kuß auf die Stirn
und heiratet mich auf Gibraltar.
Ihr könnt Gift darauf nehmen, und ihr nehmt's ja auch täglich:
Ich will kein Beispiel mehr geben.
Lieber lach ich mich tot.