Cover des Buches "Nicht daß ich wüßte"

1995

Frost

Tritt nicht fahrlässig vor deine Haustür,
schau erst mal nach,
ob sich dein Kaninchendetektor im Käfig noch regt.
Dann fahr an die Ränder der Stadt, versuch,
dich aus der Welt zu schaffen mit dem
ganzen Ausmaß deiner Versteppung,
dort, wo der Himmel feucht auf die Straße fällt,
nebelgraue Gruftglocke,
ohne den Fußabdruck eines einzigen Engels.
In der Nacht, die solch einem Tage folgt,
sind alle Sekretärinnen ihren Geliebten die Dame in Schwarz,
und in den teebetäubten Wohngemeinschaften
träumen sie von katholischen Zeitaltern.
Wenn du nachhause kommst, riecht es nach Terror,
als sei ein unsichtbarer Urologe im Raum.
Ein heißes Hopfenbad und die 97. Versöhnung mit deiner Frau.
Für bestimmte Leute bist du gestorben,
merkwürdigerweise werfen sie dennoch mit
Steinen nach dir. Das
legt den Schluß nahe,
daß das mit dem Tod
doch so eine Sache ist
und daß das Leben
verdammt ewig sein kann.

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