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Die Existenz des Wunders
Plötzlich, beim seit Jahrtausenden wieder und wieder
lästigen und vergeblichen Versuch, den nassen Sand von den Füßen
vor dem In-die-Schuhe-Steigen zu entfernen,
entdeckte der Strandspaziergänger, was noch keinem Menschen
vor ihm aufgefallen war: Wir haben in Wahrheit
sechs Zehen an jedem Gehwerkzeug!
Plötzlich, es war ein Novembertag von der Farbe eines
gefüllten Aschenbechers, fielen von dem nutzlos gewordenen
Fliegenfänger an der Schlafzimmerdecke
alle toten Fliegen gleichzeitig aufs Bett
und bildeten auf dem Laken einen Kreis
wie eine Luftaufnahme prähistorischer Monumente!
Plötzlich gab es keine Gegend auf der ganzen Welt mehr,
wo sich die Füchse Gute Nacht sagen!
Was rasend schnell zu ihrem Aussterben führte:
Ohne Gutenachtkuß sich mürrisch hin und her wälzend,
kaum ein Auge zugetan habend, ließen sie sich,
ewig unausgeschlafen, wie sie waren, kinderleicht ausrotten!
Plötzlich hatte ich Erfolg bei Frauen.
Plötzlich sahen alle Menschen in Wirklichkeit
besser aus als auf Porträt-Fotos,
fand es niemand mehr interessant, wenn in der Zeitung stand,
daß Chris de Burgh in Boxershorts seiner neuen Freundin
die Zehen lutschte, wurde Selbstliebe
(die ewig unterdrückte Schwester der Nächstenliebe)
dergestalt in ihr Recht gesetzt, daß es nicht nur normal,
sondern ausgesprochen schick war (Schick! Schick!
Schick wie ALLES! Außer dem Tod), in Gegenwart anderer
statt wie Martin Luther zu FURZEN, an den eigenen
NÄGELN ZU KAUEN,
Fragen ist die Frömmigkeit des Denkens,
Rülpsen ist die Nach-denklichkeit der Materie,
Asche auf Tasche,
der Griff zur Flasche –
und auf einmal wird klar:
Dies beispielsweise trägt bei zum Beweis, daß das Wunder existiert –
weil all dies
nicht passiert.
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