Cover des Buches "Nicht daß ich wüßte"

1995

Der Poet und der Maler

Er ist ein Poet, der, wenn er einen Maler zum Freund hätte, der ihm zum Geburtstag ein Bild schenkte, dieses entweder, da er doch Bilder nicht ausstehen kann, NICHT an die Wand hängen und fortan bei jedem Besuch des Malers ängstlich bemüht sein würde, das Gespräch nicht auf das Bild kommen zu lassen, ja sich fürchten würde vor jedem Besuch des Malers, oder der das Bild DOCH an die Wand hängen und sich maßlos darüber ärgern würde, der jedenfalls ein Gedicht schriebe über einen Maler, der, wenn er einen Poeten zum Freund hätte, der ihm zum Geburtstag ein Gedicht schenkte, dieses entweder, da er doch Gedichte nicht ausstehen kann, NICHT lesen und fortan bei jedem Besuch des Poeten ängstlich bemüht sein würde, das Gespräch nicht auf das Gedicht kommen zu lassen, ja sich fürchten würde vor jedem Besuch des Poeten, oder der das Gedicht DOCH lesen und sich maßlos darüber ärgern würde und nun seinerseits ein Gedicht schriebe, um es zum Geburtstag einem befreundeten Poeten zu schenken, der es allerdings, da er doch Gedichte noch viel weniger ausstehen kann als Bilder, NICHT läse und fortan bei jedem Besuch des Malers ängstlich bemüht wäre, das Gespräch nicht auf das Gedicht kommen zu lassen, ja sich fürchtete vor jedem Besuch des Malers, oder der das Gedicht läse und sich maßlos darüber ärgerte und nun seinerseits ein Bild malte, um es zum Geburtstag einem befreundeten Maler zu schenken, der es allerdings, da er doch Bilder noch viel weniger ausstehen kann als Gedichte, NICHT an die Wand hängte und fortan bei jedem Besuch des Poeten ängstlich bemüht wäre, das Gespräch nicht auf das Bild kommen zu lassen, ja sich fürchtete vor jedem Besuch des Poeten, oder der das Bild DOCH an die Wand hängte und sich maßlos darüber ärgerte, der jedenfalls ein Bild malt, dieses zum Geburtstag seinem Freund, dem Poeten, schenkt, der behauptet, daß es ihm so gut gefalle, daß er ihm einen Ehrenplatz an der Wohnzimmerwand einräumen wolle, worauf er seinerseits ein Gedicht schreibt, dieses zum Geburtstag seinem Freund, dem Maler, schenkt, der behauptet, daß es ihm so gut gefalle, daß er es sofort auswendiglernen wolle.

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