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Am Kiosk
Als ich den Anblick des Mannes, der seit fünf Minuten eine Zeitung nach der anderen durchblättert, ohne die geringste Absicht erkennen zu lassen, eine davon zu kaufen, und den der Verkäuferin, Mitte Vierzig, mildes Gesicht, das eher auf eine Buchhändlerin schließen ließe, die sich nicht dazu durchzuringen vermag, diesem Mann entschieden entgegenzutreten und ihm klarzumachen, daß ein Kiosk kein Lesesaal ist, nicht mehr ertragen kann und weggehe, denke ich mir, daß ich vor fünfzig Jahren die Macht der Uniform, in der ich damals vermutlich auch gesteckt hätte, dazu benutzt haben würde, dieser Frau beizuspringen und diesem Kerl, nachdem ich ihm von hinten auf die Schulter geklopft und seinem sich nach mir umwendenden Gesicht den blitzschnellen Wandel von der Lust, das Maul aufzureißen und zu brüllen, zu der hündischen Ergebenheit, das tatsächlich schon aufgerissene Maul ruckartig zuzuklappen und mir stattdessen die Stiefel zu lecken, abverlangt hätte, Angst, ja Todesangst und also tiefste, zerknirschteste, wehrloseste Reue einzujagen.
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