Cover des Albums "Gute Unterhaltung"

1989

Gute Unterhaltung

Kunze macht sich. Das drohnenhafte Bekenner-Gebrumme und die unter deutschen Songschreibern weit verbreitete ergriffene Meinungshuberei hat er längst hinter sich gelassen. Auf dem neuem Album verlangt er seinen Fans mehr Abstraktionsvermögen ab. Seine Wortspielereien, keineswegs mehr nur zynisch böse, sind so dicht an der Musik, daß vieles erst nach ein paar Hördurchgängen hängenbleibt. Selbst muntere fröhliche Love-Songs wie Größer als wir beide (mit Hall & Oates-Groove) blitzen vor Charme, und Kunzes Balladen-Töne (Ich habs versucht) erinnern an einen deutschen Jacques Brel. Kunzes Gitarrist und Produzent Heiner Lürig, der wieder viel komponierte, sorgte für differenzierte und unaufdringliche Klanggeflechte. Westcoast-inspirierten Mainstream-Rock (Alles was sie will) hat Kunze jetzt ebenso auf der Pfanne wie spaßig parodistische Gute Unterhaltung. Merkwürdigerweise wirkt er nur dann schwächer, wenn er am ernsthaftesten und verzweifelsten, also wie ehedem, klingt: im Titel Den Bach runtergehn beispielsweise. Da ging die souveräne ironische, intellektuelle Distanz den Bach runter. Trotzdem ist Gute Unterhaltung sein vielseitigstes und bisher gelungenstes Werk.

Sehr Gut

ea, Musik Express/Sounds, November 1989

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