Heinz Rudolf Kunze 2013/2014

2015

 

Diesen Text veröffentlichte Heinz Rudolf Kunze auf seiner Facebook-Seite. Geschrieben wurde er am 20. Januar 2015.

Die Fremdenangst

Also bei mir fängt die Fremdenangst
schon bei mir selber an
sobald ich in den Spiegel schaue
fürchte ich mich
wer ist das
was will der
was könnte der mir wegnehmen wollen
und wenn der im Spiegel dann auch noch zu reden anfängt
dann gruselt es mich
was hat denn der für Meinungen
meine sind es jedenfalls nicht
und wie der schon aussieht
der sollte wirklich am besten
verhüllt rumlaufen
dieser Anblick ist ja eine Zumutung
für meine kulturellen Maßstäbe
und dann verschwindet der aus dem Spiegel
setzt sich an den Schreibtisch
und schreibt Sachen mit denen ich
überhaupt nicht einverstanden bin
von denen ich mich scharf distanziere
unmöglich sowas
taktlos
geschmacklos
respektlos
da fühle ich mich tief
in meinen Gefühlen verletzt
der hat sie doch nicht mehr alle
und die Lügenpresse
okay das Wort ist hart
sagen wir: Die Notlügenpresse
bejubelt das auch noch
da fühlt man sich so im Stich gelassen
so allein mit sich selbst
mit diesem Fremden
ich weiß kein Ausweg
ich will ja nicht mal daß alle so wären wie ich
wenn ich mir schon selber fremd bin
dann wäre ich ja auch nur von Fremden umgeben
vielleicht gibt es nur eine einzige Lösung:
Ganz allein sein
ohne Spiegel
ohne Schreibtisch
ohne Meinung
Ruhe im Karton

Die bessere Lösung wäre natürlich
im Spiegel auch die anderen zu erkennen
aber dazu habe ich viel zu viel Angst
vor mir selber

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