Schrecklich

Beim Telefonieren reibe ich gern
mein unrasiertes Kinn an der Sprechmuschel.
Froh bin ich, daß ich nicht
in Dortmund lebe.
Alles verderbe ich,
außerhalb meines schmalen Reichs.
Kennst du das,
wenn dich nichts wirklich angeht?
Das Aufstehen morgens gelingt nur noch
angesichts der täglichen Rücktrittsdrohung der Welt.
Ich liebe Unterstellungen. Ich liebe den Schmerz,
engsten Freunden plötzlich unausdenkliche
Schandtaten zutrauen zu können.
Ich neige dazu, mich an Vorschriften zu halten.
Völlig klar: wenn man im Konzentrationslager
die Klarsichtscheiben öffnet, bricht die ganze
Klimaanlage zusammen, das will doch
keiner, jedenfalls nicht ernsthaft,
und man sähe dann ja auch
die gepanzerten Kohorten, hörte
diesen herkunftslosen Summton, sähe
die neue Skyline unsrer Stadt ganz wie ein
Tele-Spiel, schrecklich.