Cover des Buches "Papierkrieg"

1986

Niemandsland

Verhaftet werden
wegen Ruhestörung
für Schweigeminuten.

Verprügelt werden
als Störenfried
unter beifälligem Nicken der Sprengköpfe.

In den Hauptstädten Männer
mit bespuckten Gesichtern,
die Entgleisungen planmäßig,
die Verlautbarung millimetergenau
auf dem Nebenschauplatz plaziert,
eine Fallschirmjägerdivision von Adjektiven.

Das Land soll aus Glas sein,
alles so klar, bis man
nichts mehr sieht.

Entlassen werden
ohne Empfehlung
von Maschinen.

Sollen die Lehrer doch
raus aus den Großstädten,
rein in die Pampa,
Baumschulen gründen
und die Pappeln indoktrinieren
bezüglich der Ursachen des Waldsterbens.

Ein Volk wie Konfetti:
Adrette Anspruchslosdenker,
besser 'ne Glatze als gar keine Haare,
noch besser ganz ohne Kopf.
Wenn die brauchbaren Deutschen
sich zum Schlafengehen ausziehen,
bleibt nach dem letzten Kleidungsstück
nichts mehr zurück:
Die Betten sind leer,
blütenweiße, aprilfrische Laken,
nichts weiter.

Die Geistlichen haben den Himmel
aus der Predigt gekippt.
Ihre Ermahnungen, die von Bundesligatrainern,
wer soll das noch auseinanderhalten,
sämtliche Spielfeldränder sämtlicher Spiele
sind von Klopapierrollen und Bierdeckeln zugedeckt.
Der Himmel wird irgendwo zwischengelagert,
auf dem grauen Markt
der Gifte.

Laß die Republik
in Ruhe.
Die Republik
ist menschenscheu.

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