Cover des Buches "Heimatfront"

1997

Moonlight Serenade

Mach das Licht an wenn du aus dem Zimmer gehst.
Atme kurz und bündig.
Heuchle kein Interesse.
Welches Wort wäre eigentlich kein Fremdwort für dich.

Du bist der Inbegriff der Zeitenwende. Du hast keinen modischen Vornamen.
Modische Vornamen besagen auch nichts mehr.
Du hast einen modischen NACHNAMEN.
Das soll, das wird dir erst mal einer nachmachen. Dann viele.

Plötzlich, nach diesem Erfolg einer EINSCHLÄGIGEN deutschen Popgruppe,
sind alle hiesigen Mädchen schwarz.
Sie meiden urige Kneipen und nippen ihre stillen Wasser
an cremefarbigen Tresen, jeder Hocker ein Möbel Event.

Ein Punkt ist eine Linie von vorn gesehen.
Sie rast auf dich zu wie eine Lokomotive.
Du liegst gefesselt auf den Schienen der Wahrnehmung.
Geh ans entfernteste Ende der Wohnung. Dein Husten klingt glaubwürdiger

Kein Zweifel, du bist doch ein erwachsener Mensch.
Du machst Sinn wie Zweijährige ihre Häufchen.
Du glaubst, du stündest in einer Schlange mit allen deines Schlages,
geduldig, vor den Kinokassen der Angst.

Ihr seid zusammen, eng beieinander, soviel ist wahr.
Doch ihr seid längst im Magen der Schlange. Ihr seid halb verdaut.
Die Schlange ist inwendig beheizt und beleuchtet, wie jeder
postmoderne Zirkus. Nächster Halt Tibet, Bardo Thödol.

Ein Kreis ist der Tod von der Seite gesehen.
Ist die Reckstange, die durch deine Ohren verläuft. Zu Schrot
in der Gebetsmühle sollst du werden! Ulknudeln mit grindiger
Birkenholzhaut hängten dich so auf einstweilen, trudeln an dir herum.

Wenn du einen Tag lang Kanzler wärst,
würdest du Panflöte und Akkordeon verbieten.
Du träumst, du seist ein Bundeswehrsoldat,
einsam auf Wache vor einem Waffenlager.

Drei Männer überfallen dich.
Sie tragen Papiertüten über den Köpfen mit Augenschlitzen.
Sie vergewaltigen dich, bevor sie dich erschießen.
Es ist wunderschön.

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